Seid ihr bereit, die Welt des Rock und Metal, ach Quatsch, das gesamte Universum zu retten? Der Gott des Rock-Olymps ist so amtsmüde, dass nicht einmal mehr kanadischer Speed Metal ihn zum weitermachen motivieren kann. Du, ja du, wirst auserwählt in seine Fußstapfen zu treten – wenn du dich beweisen kannst.
Dein Weg zum Rock-Olymp
Diese Story kann mit dem Spielbuch „Metal Heroes – and the Fate of Rock“ von Swen Harder erlebt werden. Das grundlegende Prinzip, nach dem diese Bücher funktionieren, dürfte ausreichend bekannt sein: Man startet nach einer Einleitung in die Story bei Abschnitt 1 und muss sich am Ende entscheiden wie es weitergehen soll, liest also entsprechend bei Abschnitt 5, 10 oder 14 weiter, von wo aus sich die Handlung unterschiedlich weiterspinnt.
Die Besonderheit von „Metal Heroes“ ist es, dass es insgesamt zehn Level gibt, die nach und nach durchgelesen werden. Dabei führen die meisten Wege an ein vorgegebenes Levelende oder eben unter die papierne Erde. Der jeweilige Levelanfang dient als Rücksetzpunkt, wenn man die epische Metal-Queste verkackt hat und somit nicht wieder ganz bei Null anfangen muss.
Wie auch andere Spielbücher aus dem Mantikore Verlag beinhaltet „Metal Heroes“ einige Zusatzregeln, die zusätzliche Variablen in die Handlung bringen. Ins Zentrum der Handlung rückt der Aufstieg einer Garagen-Band, deren Mitglieder unterschiedliche Fähigkeiten haben, die in bestimmten Situationen eingesetzt werden können. Zudem müssen Supporter sowie Ausrüstung gesammelt und die Bandchemie stabil gehalten werden. Das und andere Spielelemente bringen Spannung in die Handlung und Spaß für jene, die gerne solche Details managen.
Zwischen Regeln und Rocken
Damit das Spielbuch aber auch anderen Leuten Vergnügen bereitet, gibt es drei verschiedene Schwierigkeitsstufen, die man wählen kann, symbolisiert durch ein bis drei Gitarrensymbole. Sind bei einem Abschnitt drei Gitarren abgebildet, kann man den darauf folgenden Hinweis also ignorieren, wenn man auf einer niedrigeren Schwierigkeitsstufe spielt. Insgesamt können ungeübte Buch-Spieler*innen zwar schnell die Übersicht verlieren, werden durch Tutorials in der Handlung aber behutsam an alle Regeln herangeführt.
Jetzt aber mal Schluss mit Regeln: In der Handlung darfst du es ordentlich krachen lassen, musst nebenbei vier Chaoten in einer Band zusammenhalten und ziehst mit ihnen von einer spinaltapesken Situation zur nächsten. Mal wundert sich der blinde Drummer, warum die Groupies so tiefe Stimmen haben, mal muss die Band ein Flugzeug landen, nachdem der Pilot ausgeknockt wurde.
Als Gaststars finden sich unter anderem die Australier MAMMOTH MAMMOTH und die ehemalige DELAIN-Frontfrau Charlotte Wessels ein, um die „Metal Heroes“ bei ihrer Quest for Glory zu unterstützen. Die wahren Helden sind natürlich die vier Bandnasen Joey, Brian, Gregori, Leo – und natürlich du, der sie als angehender Rock-Gott förderst wo es nur geht.
Die epischen Abenteuer der „Metal Heroes“
Die Handlung strotzt vor absurden und lustigen Momenten, die davon leben, dass jedes Klischee bis zum Abwinken ausgereizt wird. „Metal Heroes“ ist laut Eigenbezeichnung ein „Rock-Comedy-Spielbuch“ und nimmt sich selbst nicht ernst. In einem Musikgenre, dass von wahnwitzigen Übersteigerungen lebt, passt dieser Ansatz natürlich wie das Plektrum zwischen die Saiten. Natürlich ist jede Fahrt einer aufstrebenden Band nach Wacken ein episches Abenteuer, vergleichbar – mindestens – mit dem Nibelungenlied. Die Darstellung des alltäglichen Band-Wahnsinns ist also gleichermaßen authentisch wie unrealistisch.
Abgerundet wird die Story durch die treffsicheren Illustrationen von FuFu Frauenwahl, der die beinharten Rock-Stereotypen sympathisch und interessant darstellt. Alleine durch das Buch zu blättern macht bereits Spaß, es zu spielen, ist pures Vergnügen. Der Levelaufbau mit Rücksetzpunkten macht das dicke Buch zugänglich spielbar und sorgt dafür, dass man die Reise zum Rock-Olymp auch einmal pausieren kann.
„Metal Heroes“ ist großartige Unterhaltung und spielbarer Irrwitz in bester Form. Klar, der Humor ist manchmal sehr flach und nicht jedes Klischee garantiert Lacher, aber insgesamt macht das Abenteuer Laune auf mehr. Kein Wunder also, dass der vierten Auflage aus dem Jahr 2020 einige Bonuskapitel beiliegen. Und hey, wie häufig kann man schon ein ganzes Musikgenre retten und dabei so viel Spaß haben?
P.S. Musiktipps muss ich dieses Mal gar nicht angeben, denn dem Buch liegt ein eigener Soundtrack mit Songs von GRAVE DIGGER, ALESTORM, HUNTRESS und vielen anderen bei, der am entsprechenden Stellen abgespielt werden soll.
Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brettspiele.
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