Swanwing - Wilderness

Eines der am schwierigsten zu spielenden Stile ist wohl der Gothic Rock. Allein deshalb, weil man die Stimmungen, die Emotionen vollkommen überzeugend rüberbringen muss, um nicht als “ganz nett, aber…“ abgestempelt zu werden. Der Gesang ist dabei die Crux, denn kein Instrument kann die Gefühle eines Menschen stärker wiedergeben als ein Teil des Menschen selbst – die Stimme. Der Rock dazu ist dabei lediglich der Rahmen, in dem diese Emotion transportiert wird.

Und genau hier beginnt die Zwiespältigkeit bei SWANWING. Sänger Christian klingt manchmal (im positiven Sinne) vollkommen entrückt, im nächsten Moment aber wieder fast gelangweilt. Die seltsame Aussprache der englischen Texte nimmt einigen Songs ebenfalls Wind aus den Segeln. Ein Gegenbeispiel: Beim Song “Everytime We Kill Ourselves A Little Bit“, bei dem Christian von Franziska Schneider Unterstützung bekommt, wird dagegen jede Zeile zelebriert – was den Song zu einem absoluten Höhepunkt macht.

Der Rahmen ist noch zu erwähnen. Denn ausser Gesang bietet das Album noch feinen, melancholischen bis fast schon heiter wirkenden Rock, durchsetzt von balladesken Akustikgitarren. Das Songwriting ist interessant gestaltet, negativ auffällig ist auf dem ganzen Album fast nichts, Ohrwurmmelodien gibt es ebenfalls – fast in jedem Song. Auch fast in jedem Song gibt es allerdings sehr starke Anlehnungen an ANATHEMA, was mir persönlich manchmal etwas missfällt. Klar, ANATHEMA sind nicht die schlechteste Referenz, aber ein wenig mehr Eigenständigkeit (das viel zitierte Wort!) hätte diesem Album besser zu Gesicht gestanden. So bleibt ein (muss man Prophet sein, um diesen Satz vorauszusagen?)
ziemlich nettes Gothic-Rock Album, welches aber noch sehr ausbaufähig bleibt. Reinhören lohnt sich aber trotzdem!