Das Genre Südstaatenrock geht im Wesentlichen auf eine Band zurück, LYNYRD SKYNYRD. Diese sieben Recken waren in den frühen 1970ern so was wie Rebellen. Den Menschen ihrer Umgebung waren sie suspekt, denn sie standen für ein fortschrittlicheres Weltbild und sprachen sich gegen latenten Rassismus und für die Freigabe leichter Drogen aus. Nach einem Flugzeugabsturz, bei dem die Mehrheit der Band ums Leben kam, und langen Jahren des Zögerns firmierten die Überlebenden des Unglücks mit neuen Musikern sowie dem Bruder des verstorbenen Sängers.
Von den alten Idealen ist wenig geblieben und die LYNYRD SKYNYRD des neuen Jahrtausends unterscheiden sich nur noch wenig von ihnen früher verhassten SÜdstaatenrockkollegen wie MOLLY HATCHET oder der CHARLIE DANIELS BAND.
Während Southernrock in seinen Anfangstagen für Aufbruch und das Abschütteln veralteter Zwänge stand, steht er inzwischen für das Gegenteil hiervon: reaktionäre Strukturen, überholtes Geschlechterbild, unkritische Religionshörigkeit und ein sehr einfaches Weltbild mit guten, d.h. US-amerikanischen, und bösen Menschen, z.B. Kommunisten und Arabern.
Lange Vorrede, kurzer Sinn: SWAMPDAWAMP sind eine Südstaatenrockband im neueren Sinne und daher mit einiger Vorsicht zu genießen.
Ihr Thema ist der kleine Mann und Arbeiter, der es nicht leicht hat. Blöde Chefs, hohe Benzinpreise, Demokraten und Bürgerrechtler erschweren ihm das Dasein, ob wohl er doch gar nicht viel verlangt. Pickup-Truck, Dosenbier, Schrotflinte und sonntags in die Kirche- mehr braucht er nicht zum Leben, und all das will man ihm madig machen? Pfui!
Mit dieser sehr simplen Botschaft könnte man notfalls leben, wenn SWAMPDAWAMP musikalisch etwas mehr auf der Pfanne hätten. Haben sie aber nicht. Ihre Songs bewegen sich zwischen radiotauglichen Spielzeiten von drei bis fünf Minuten, haben teilweise recht ähnliche, sehr eingängige, zum Mitgrölen einladende Refrains und besitzen einen großen Wiedererkennungswert. Southernrock-typische Gitarrenorgien- und Orgelorgien sucht man hier vergebens, stattdessen zupft Sänger Gig Michaels mit Vorliebe die akustische Gitarre. Mag sein, dass SWAMPDAWAMP live ein Riesenfass aufmachen, aber mit ihrem Album „Rock This Country“ gelingt ihnen das nicht.
Fragwürdiger, unkritisch-patriotischer Amerikanismus, gepaart mit unspektakulärem Durchschnittsrock- damit punkten SWAMPDAWAMP bestenfalls bei Hobbytruckern und Freunden angestaubter Raststättenromantik. Alle anderen dürften hiermit wenig bis nichts anfangen können.
Ich kenne die Band nicht, aber wollte mal erwähnen, dass mir das Review echt gut gefällt. Schön geschrieben.