Svartsyn - Bloodline

Review

97, das waren noch Zeiten. Alle Black-Metal-Kapellen hielten sich für true, liefen wie der Pandabären-Kindergarten durch die Gegend, ein paar echte geile Alben (darunter EMPERORs „Anthems…“) kamen raus, ich habe mein erstes Fanzine und meine erste Band gegründet. Sogar Helmut Kohl war noch Bundeskanzler.
Ach ja, und SVARTSYN, zwei Jungs aus Schweden, haben ein Album namens „Bloodline“ aufgenommen – übrigens schon ihr zweites – und damit die Weltgeschichte selbstverständlich ebenfalls nachhaltig beeinflusst. *hust* Ein paar Leute haben das damals nicht mitbekommen, weil das Ding nur als Doppel-LP erschienen ist. Weil die Nachfrage so unglaublich riesig war (…), gibt’s „Bloodline“ jetzt auch als CD. Frohlocket!
Man stellt sich natürlich schon die Frage, woher ein Album, das eher eine Randerscheinung des schwedischen Black Metals Mitte oder Ende der 90er Jahre war, die Berechtigung zu einer Neuveröffentlichung beinahe 8 Jahre später hat. Ich denke, es hat gar keine. Warum? Mit „Terrordemon“ fängt die Platte wirklich respektabel an, rockig, düster, schnörkellos und energisch, wie es damals vielleicht TULUS und heute in etwa CARPATHIAN FOREST waren oder sind. Schon beim zweiten Track, dem Titelstück, schleicht sich aber hinterrücks so eine Ahnung an, dass die Jungs ganz gerne „vor sich hinspielen“, keine Spannung in ihren Stücken aufbauen können, sehr vorhersehbar sind und dass ihre Bandbreite an Kreativität… nun… beschränkt ist. Symptomatisch dafür der Gesang, der in einer Stimmlage 41 Minuten lang durchgeschrieen ist. Ich weiß nicht wie’s Euch geht, aber ich werde irgendwann wahnsinnig bei sowas, und ich höre dann auch nicht mehr so ganz richtig hin. Wann hier Stücke anfangen oder aufhören merkt man übrigens gar nicht so richtig, weil eines wie das andere ist. Entweder Blastbeat mit gesichtslosen Frickelgitarren oder Midtempo-Drumpatterns mit groovigen Ansätzen, die aber auch nicht gerade mitreißend sind, das ist im wesentlichen das gebotene Repertoire.
Der Höhepunkt der Platte – und das ist doch schon ein bisschen traurig – sind die beiden Bonustracks von der „Tormentor“-7“-EP von 97. Die heißen nicht nur so ähnlich wie eine GORGOROTH-EP, die klingen auch so. Zu behaupten, man hätte dieses undurchhörbare Gepolter in einem Studio aufgenommen ist schon fast wieder ein guter Gag. Total übersteuerter Black Metal mit extrem verhallter Stimme, stumpfen, vollkommen monotonen Drums und „Pentagram“-like Gitarren – doch, das gefällt mir. Alleine deshalb, weil es nicht, wie bei „Bloodline“, schon unzählige Aufnahmen gibt, die genauso klingen. Vielleicht hätten die beiden Schweden mal so weitermachen sollen wie auf dieser kleinen Platte, dann wären sie ganz eventuell heute der Kult, der sie gerne wären.
Wegen des Mutes, einen so geilen Bonus auf eine so unterdurchschnittliche Platte (damals wie heute) zu packen, doch noch einen mehr der Punkte, nämlich

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27.01.2006

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