Unpünktlich zum 15-jährigen Bandbestehen veröffentlichen die dänischen Folk-(Death-)Metaller SVARTSOT ihr neues Album „Kumbl“ – unpünktlich, da das Jubiläum jetzt schon zwei Jahre zurückliegt und sich die Veröffentlichung einfach verzögert hat. Der Name „Kumbl“, zu Deutsch so viel wie „Monument“ und die enthaltenen Songs weisen allerdings ganz auf die Sonderstellung in der eigenen Diskographie hin: „Kumbl“ enthält Interpretationen von zwölf traditionellen Liedern und Weisen aus Dänemark, aber auch darüber hinaus.
SVARTSOT feiern
Geblieben ist hingegen der Bandsound: Egal ob es jetzt eigene oder traditionelle Songs sind – es klingt zu einhundert Prozent nach SVARTSOT. Das ist natürlich erst einmal eine reife Leistung. Denn damit war ein wenig Arbeit verbunden, die sehr unterschiedlichen Originale in Form zu bringen. Bandleader Cris erklärt das in unserem Interview so: Das „bedeutet [nicht], einfach alte Songs zu nehmen und eine Version davon so aufzunehmen, wie sie sind. Es bedeutet, sie gründlich neu zu arrangieren und mit neuen Teilen zu ergänzen und verschiedene andere traditionelle Melodien in die Songs einzufügen.“ Das auch vor dem Hintergrund, dass manches traditionelle Stück gerne mal Dutzende Strophen hat, die auf der immergleichen Melodie gesungen werden. Hier zeigt sich also auch die Kunst des Weglassens.
Nicht weggelassen haben SVARTSOT aber die einschmeichelnden Melodien, die auf E-Gitarre, Akustikgitarre, Mandoline oder Flöte gespielt werden. Dafür standen die Dänen ja schon immer. Mittlerweile gelingt es ihnen aber immer besser, sie so zu variieren und an den richtigen Stellen die nötigen Breaks oder Bridges einzubauen, dass man wirklich bei der Stange bleibt. Selbst Sänger Thor variiert seinen Gesang immer mehr: Da wird gegrunzt, gekrächzt, geflüstert, dass es eine Freude ist. Selbst vor Latein (mit dänischem Akzent) schreckt er nicht zurück („Carmen Vernale“). Und da am Schlagzeug jemand sitzt, der nicht bloß stumpfe Rhythmen spielt, haben die Songs teilweise einen progressiven Touch.
„Kumbl“ bietet ein Füllhorn an Melodien und macht sich in vielen Lebenslagen einfach perfekt
Das alles gesagt, sind auch die Songs wirklich hörenswert: Ob nachdenklich („Drømte Mig En Drøm“), flüsternd und beschwörend („Villemand“), zupackend („Rottefængeren“) oder folkig-fröhlich („Den Hoboeken Dans“) – „Kumbl“ deckt viele Stimmungen ab. Einzig den Humppa-Pfad gehen die Dänen nicht sonderlich konsequent, was viele vielleicht auch gar nicht als Nachteil sehen werden. Dafür überzeugt das Album mit einem Füllhorn an Melodien und macht sich in vielen Lebenslagen einfach perfekt, egal ob man jetzt ein Bier trinken, die Faust in die Höhe recken, tanzen oder den Partner von harter Metalmusik überzeugen möchte.
So gesehen ist „Kumbl“ ein Fest für alle Folk-Metaller und Freunde von SVARTSOT sowieso: Songauswahl und Interpretation sind gelungen, und da es keine Durchhänger gibt, steht unter dieser Review eine uneingeschränkte Kaufempfehlung. Zum eigenen Jubiläum haben die Dänen somit (außer dem Veröffentlichungstermin) alles richtig gemacht.
Na ja, ganz nett, mehr nicht. Da gibt’s im weiten Feld des Folk Metal deutlich Besseres.