Svartidauði - Revelations of the Red Sword

Review

Soundcheck Dezember 2018# 7 Galerie mit 18 Bildern: Svartidauði – De Mortem Et Diabolum 2018

Nach 6 Jahren und genau 3 EPs beehren uns die Mitpioniere SVARTIDAUÐI im isländischen Schwarzstahl nun mit ihrem neuen Streich „Revelations of the Red Sword“. Allen, die ein wenig genauer Bescheid wissen wollen, auch was es mit dem Titel auf sich hat, sei ein Blick auf das Interview angeraten.

Mehr Feuer ist das Motto auf „Revelations of the Red Sword“

Ist der „Schwarze Tod“ auf seinem Debüt „Flesh Cathedral“ (2012) noch äußerst dissonant, bisweilen psychedelisch und definitiv eher unüblich, wenn auch mit genre-typischen Zutaten überlang zu Werke gegangen, hat man bereits auf den nachfolgenden EPs eine gewisse Kompaktierung beobachten können: Über 10 Minuten wurde nur noch selten der Geduldsfaden ausgereizt.

Das lässt sich auch auf das neue Album beziehen, das im Gegensatz zum Element Erde (übrigens auch in der angenehm rauen und organischen Produktion erkenntlich) vom Vorgänger nun das Element Feuer zur Seite gestellt bekommt: Feuriger, spontaner, kreativer wird agiert, soviel kann attestiert werden. Die Songs sind bis auf den Rausschmeißer „Aureum Lux“ alle unter 10 Minuten anzusiedeln und kommen eher auf den Punkt.

Die Produktion hat hier ein wenig mehr Qualität und Transparenz bekommen. Der langsame Aufbau der Songs, kulminierend in undurchdringlicher Atmosphäre und Einnahme des Hörers auf „Flesh Cathedral“  ist hierauf nicht mehr ganz so zu vernehmen. Vielmehr wird abwechslungsreicher innerhalb der Songs agiert und mehr an Ideen ausprobiert, auch die ein oder andere Melodie auf „Revelations of the Red Sword“ hat sich eingeschlichen. Vor dem Hintergrund ist der transparentere Sound definitiv die richtige Entscheidung.

Sofort erschließbar sind SVARTIDAUÐI auch auf Album Nummer zwei nicht

„Sol Ascending“ kündigt den Aufgang der Sonne an, aber außer ein paar einsamen Melodien und von der Tarantel gestochenen Drumfills zu Anfang kommt eher weniger Hochstimmung auf, vielmehr Verzweiflung und Bedrückung. Es wird sich abwechslungsreich im Folgenden nach vorne bewegt und der Song überrascht dann auch mit Riffs, die in Richtung Death oder Thrash Metal zielen, in der zweiten Hälfte.

Raserei und Kurzweiligkeit gibt es in Form der zwei Singles „Burning Worlds of Excrements“ (Abwechslungsreich und mit cooler „Kirmes“-Melodie) und „Wolves of the Red Sun“, die beide vor VÖ ausgekoppelt wurden, durchaus auch. „The Howling Cynocephali“ ist noch am „traditionellsten“: Wenig Noten, diese werden länger gehalten, um das trance-artige Flirren im Black Metal aufzubauen, später wird es langsamer und ruhiger, bevor dann mit kurzen Ausbrüchen kontrastiert wird. Auffällig ist auch ein häufigeres Solieren der Leadgitarre von Þórir in den Songs, das immer wieder für Akzente mit simplen, aber effektiven Melodien und Harmonien sorgt und ein wenig aus dem Trott der Bedrückung (und auch Erwartungshaltung des Hörers) mitnehmen kann.

Das hätte ich mir um ehrlich zu sein ein wenig mehr über das gesamte Album gewünscht. Denn die restliche Musik bleibt ganz in Black-Metal-Tradition recht simpel: Blasts, Tremolo-Riffs und hin und wieder die schrägen, „quiekenden“ Riffs als dissonante Stolpersteine zwischendurch. Das würde auf Dauer gefährlich schal bleiben. Vor der Erwartbarkeit und Langeweile retten das mit vielen eigenen Ideen und unerwarteten Akzenten, tatsächlich in Teilen wirklich tribal-artig aufspielende Drumming von Magnus, der Bass mit immer wieder kleinen durchscheinenden Momenten und ein definitiv verbesserter Gesang von Fronter Sturla und die SVARTIDAUÐI ganz eigene Herangehensweise ans Songwriting.

Bekannte Zutaten, aber eigene Mixtur

Wie auch die Backdiskographie erschließen sich nicht alle Songs sofort und neue kleine Aha-Momente kommen vielmehr mit jedem neuen Durchgang des Albums zum Vorschein. Daher mag anfangs durchaus Ernüchterung herrschen, man wähnt Black Metal in der „Light“-Variante bekommen zu haben. Aber wie schon erwähnt sind SVARTIDAUÐI eher für die schleichende Agitation anstatt Frontangriff bekannt:

Anstatt die Songs nach bedrohlichem Aufbau in die rasende Katharsis zu entlassen wird mit unerwarteten Breaks oder längerem Halten von Noten herausgezögert,  zurück in den abgründigen Strudel gezogen und dann wieder an die Oberfläche gespuckt, nur um das Spielchen wieder von vorne anzufangen: Eine Art „Tease and Denial„-Taktik, die hier vollführt wird. Das sabotiert die Erwartung des Hörers und lässt das Verlangen aufkommen „hinter“ die Songs steigen zu wollen. Deshalb funktioniert das Album nach mehrmaliger Wiederholung einfach sehr viel besser im Gesamtpaket anstatt mit der Erwartungshaltung für ein „Flesh Cathedral“ v2.0 an „Revelations of the Red Sword“ herangehen zu wollen.

SVARTIDAUÐI bleiben trotz Old-School Vibes eigen

Die beiden Abschlusssongs „Reveries of Conflagration“ und „Aureum Lux“ , die zusammen beinahe auch über ein Drittel der Spielzeit einnehmen, kranken dann etwas an Langatmigkeit. Zu lange wird dafür auf manchen Riffs rumgeritten, was die zähe Sound-Lava dann doch in Teilen zur Geduldsprobe avancieren lässt. Trotzdem gibt es auch hier wieder tolle Parts und Songabschnitte, ja sogar die besten Melodien des Albums, die sich nach mehrmaligem Hören im Kopf festsetzen werden.

Es gibt Bands die sind aggressiver, haben eine rituellere Atmosphäre, sind technisch versierter, haben einen größeren Kultfaktor oder sonst Qualitäten, die objektiv besser sind, keine Frage. Das spannende ist, dass SVARTIDAUÐI aus den wenigen Mitteln die sie nutzen dann doch etwas unerklärliches, faszinierendes Eigenes erschaffen, was einen emotional packt, obwohl so viel eigentlich nicht anders gemacht wird.

Ganz gefunden ist der „Signature“-Sound trotzdem (noch) nicht.

Während „Flesh Cathedral“ noch durch den bedrückenden Sound den Hörer förmlich plattdrückte und die Songs sich sehr viel langsamer und monolithisch aufbauten, ist auf „Revelations of the Red Sword“, ganz dem aktiven solaren Prinzip folgend, musikalisch „mehr Spiel“ drin, insgesamt wird flotter vorgegangen, gleichzeitig klingt es „offener“ in Sound und Songwriting, spontaner und nicht mehr ganz so bedrohlich, aber immer noch eigen und mit einer gewissen morbiden und faszinierenden Atmosphäre versehen.

Sollten SVARTIDAUÐI es in Zukunft schaffen, etwas Fett ansetzende Parts herauszuschneiden und noch mehr Refinement in die Strukturierung hineinbringen, könnte uns mit folgenden Werken Großes ins Haus stehen. Aber auch „Revelations of the Red Sword“ verdient es, sich in eure Gehörgänge zu brennen.

 

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24.11.2018

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1 Kommentar zu Svartidauði - Revelations of the Red Sword

  1. Schraluk sagt:

    Um es kurz zu machen: Eine der besten Scheiben im Jahr 2018 (knapp noch geschafft), zudem eine der besten isländischen Live-Bands (zusammen mit ‚Misþyrming‘). Ein Monster von einer Platte, nach ‚Flesh Cathedral‘ bereits das zweite in der Band-Geschichte. Geht man zu weit, wenn man sagt ‚ein Meilenstein‘. Nö, an ‚Revelations of the Red Sword‘ muss man erst einmal herankommen. Einziger Kritikpunkt an der Band sind die extremst nervigen Interviews. Seit Jahren immer das gleiche Geleiher von Spiritualität, Sexualität, Erlösung diesdas. Schockt nicht. Eigentlich wären ‚Svartidauði‘ eine Band, die nur die Musik für sich sprechen lassen sollten. Denn die sagt so einiges……Volle Punktzahl!

    10/10