Ungeachtet des eher belustigenden Bandnamens hat es sich für die Wiener Band SUZIE CRIES FOR HELP scheinbar ausgezahlt, sich 12 Jahre für ihr Debütalbum Zeit zu lassen. Gegründet hat sich die Band bereits 1998, erst jetzt steht mit „Scars Of Memory“ die erste Scheibe in den Startlöchern.

Die Österreicher spielen einen ziemlich amerikanisch klingenden Stil, bei dem immer wieder Parallelen zu CREED oder auch SEETHER durchschimmern. Dass sie das internationale Format dieser Megaseller dabei noch nicht ganz erreichen, liegt in der Natur der Sache, immerhin muss die Band vollkommen ohne teure Hochglanzproduktionen auskommen. Trotzdem: Die Qualität der gebotenen Songs überrascht äußerst positiv. Schon die beiden eröffnenden Songs „First Blood“ und „The Game“ überzeugen durch grooviges Riffing und emotionale Vocals, bei denen Sänger Michael niemals den Fehler macht, auf einen Schlag zu viel zu wollen. Ihm liegen sowohl Härte wie auch ruhige, balladeske Momente (sowie bei „Between“ oder „Time For Angels“), die melodische Note bleibt jedoch stets sein Hauptaugenmerk.

Den größten Coup landet auf „Scars Of Memory“ jedoch Gitarrist Christoph. Egal, ob er dem Hörer seine kantig-verzerrten Groove-Ungeheuer um die Birne schleudert, oder in beinahe jedem Song mit erstklassigen, ergreifenden Soloparts glänzt – er ist es, der den zehn Songs am allermeisten seinen Stempel aufdrückt. Der größte Teil dieser Nummern liefert dazu noch erstaunlich hohes kompositorisches Niveau. Die Melodien sind eingängig, aber nie übertrieben catchy (auch wenn das wie ein Widerspruch klingen mag), die Songstrukturen bleiben jederzeit nachvollziehbar und songdienlich. Jeder Part sitzt exakt da, wo er hingehört – Bands dieser Bauart sind es, die irgendwann im Laufe ihrer Karriere einen ganz großen Wurf landen können.

SUZIE CRIES FOR HELP fehlt dazu noch ein wirklich herausragender Hit, den ich ihnen aber ohne Frage schon sehr bald zutraue. Es ist im Grunde nur ein kleiner Schubser, der die Jungs weit außerhalb ihrer Heimat zu einer vielbeachteten Band mit Format machen kann.

Jeder, der amerikanischem Mainstream-Rock, oft an der Schwelle zu GODSMACK-artigem Metal nicht abgeneigt ist, sollte ab sofort den Weg von SUZIE CRIES FOR HELP mitverfolgen – und vor allem dieser Scheibe ein oder zwei Ohren schenken.