Als alter Powermetaller und Progger höre ich normalerweise auf 1000 Metern Entfernung, ob ein Album aus Italien kommt oder nicht. Sofern kein High-Tech Budget vorhanden ist, gibt es einfach Eigenheiten, die man wie auf einer Checkliste abhaken kann: sei es der italienische Akzent des Sängers, die rumpelig-knarzig abgemischte Rhythmusgitarre, oder die spezielle, leicht barockige oder jazzige Art und Weise Synthies einzusetzen. SUSHI RAIN haben es mir in dieser Hinsicht ganz schön schwer gemacht. Nicht auch dank ihres ungewöhnlichen Bandnamens und dem selbstbewussten Song „American Show“ hätte ich die Band niemals in die Toskana gesetzt, wäre es mir nicht irgendwann im Booklet aufgefallen. Der Sound ist – für fast-underground Verhältnisse – ungemein modern, amerikanische Einflüsse allgegenwärtig, und Funk ja ohnehin nationenunabhängig.
Wobei die Bezeichnung „Funk Metal“, die sich die Band selbst gegeben hat, nicht mehr als ein Überbegriff sein kann. Während der starke Opener „Shake Your Body To The Disco Hell“ nach einem gut gelaunten STEVE VAI klingt, gibt es auch Prognummern, die von den jungen DREAM THEATER hätten sein können, Jazz Rock wie auf „Big Mistake“, oder die 80er Jahre Hard-Rock-Powerballade „Don’t Waste More Tears“, die mit Funk streng genommen überhaupt nichts zu tun hat. Die eigentliche Songqualität ist aber auch der Schwachpunkt der Platte, die gerade technisch sehr clever anmutet. Aber die virtuosesten Gitarrenlicks haben es schwer Akzente zu setzen, wenn die Nummern zu wenig Aha-Momente bieten. Was nicht bedeutet, dass man sich durch „Breathless“ durchquälen müsste; im Gegenteil ist es sehr interessant, was sich die Italiener hier ausgedacht haben. Aber abgesehen von der spannenden Verschmelzung zweier fremder Genres, wirken nur wenige Songs überraschend und mitreißend. Die vorhandene Akkordarbeit ist zwar gut, Feuerwerke bleiben aber aus.
Und wie klingt jetzt eigentlich Funk Metal genau? Selbst nach dem Studieren von „Breathless“ ist das schwierig zu sagen. Mal treffen wilde Funklinks auf rumpelndes Doublebass-Getrommel, mal klingen Riffs besonders progressiv, und mal sorgt ein Saxophon für die Melodiespuren, die normalerweise eine zweite Gitarre übernehmen würde. Statt einer wirklichen Genreneuerfindung klingt die Arbeit der Italiener eher wie ein Konglomerat unterschiedlicher Experimente, Metal mit Funk zu kombinieren. Wer sich darauf einlassen will, findet auf „Breathless“ eine spannende Arbeitsgrundlage und den einen oder anderen ohrwurmigen Song. Potential nach oben ist aber noch mehr als vorhanden. Ich würde mich freuen, wenn es auf kommenden Veröffentlichungen besser ausgereizt werden würde.
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