Our Survival Depends On Us - Melting the Ice in the Hearts of Men

Review

Auch 2019 haben die Ösis OUR SURVIVAL DEPENDS ON US (OSDOU) ihre Vorliebe für lange Titel, musikalische Achterbahnfahrten und aufwendig produzierte Musikvideos nicht abgelegt. Gelingt es, getreu dem Titel, auch dem Hörer das Herz zu schmelzen?

OUR SURVIVAL DEPENDS ON US – Ein Künstlerkollektiv

Die Salzburger verstehen sich von jeher vielmehr als ein Künstlerkollektiv denn nur als eine „weitere“ Band… Kollaborationen mit vielen anderen, vorsichtig ausgedrückt „naturverbundenen“ Künstlern (so etwa die Gastbeiträge Mat McNerneys von HEXVESSEL oder Steindor Andersens von WARDRUNA auf dem Vorgänger), die Involvierung ins ehemalige „Funkenflug Festival“ (heute „House of the Holy“) von Basser Bart und Gitarrist/Sänger Mucho, das mittlerweile ein gefragtes und beinahe eingeschworenes, klandestines Event geworden ist (wo man schnell sein und Connections haben muss um frühzeitig Tickets zu ergattern), auch die aufwändigen Videos lassen es schon erahnen: Es scheint eine gewisse Gruppierung bzw. Art von Individuen, die sich von solchen Strukturen und Herangehensweise, diesem Mindset angezogen fühlt, dafür zu brauchen um Musik und Arbeit so anzugehen, wie OSDOU das machen.

Das setzt sich auch auf dem neuesten Album fort: Gastbeiträge von Alan Averill (PRIMORDIAL) und Victor Santura (TRIPTYKON) auf den ersten zwei Songs sind mit an Bord. Michael Zech und gerade genannter V. Santura haben sich auch ganz für die fantastische Produktion verantwortlich gezeichnet. „Gold and Silver“ als erste Single hat eine spektakulär konzipierte Videoproduktion gespendet bekommen. Somit steht eigentlich alles unter guten Vorzeichen, oder? Der Vorgänger „Scouts on the Borderline Between the Physical and Spiritual World“ wurde schon von uns sehr gut aufgenommen. Kann da noch einer drauf gesetzt werden?

„Melting the Ice in the Hearts of Men“ – Weniger Abwechslung, mehr flächige, mantra-artige Wirkung

Die spirituelle Ebene, sei es textlich, musikalisch oder in der Art des Kollektivs zu arbeiten, zieht sich auch ganz durch OSDOU. Auch auf „Melting the Ice in the Hearts of Men“ fahren OSDOU ihren ganz eigenen Film aus Metal, mal in BATHORY-Epik, mal in Doom oder Sludge verortet, den folkigen und Singer/Songwriter- Einflüssen, Ambient und World Music und ihrer ganz speziellen Art zu komponieren. Trotzdem fällt eines schon auf: Nur 4 Songs? Alle über 10 Minuten? Das war mal anders. Bewegen sich OSDOU mittlerweile in WITTR-Gefilde ? Mantra-artige Repetition von Melodien und Songbestandteilen, die zum Sinnieren einlädt, mehr Kraft durch die Pausen und die Ruhe innerhalb der Songs schafft, scheint mehr die Herangehensweise zu sein gegenüber dem Auftrumpfen mit Kompositionsbandbreite oder spektakulären instrumententechnischen Fähigkeiten. Schamanenhaft startet immerhin schon „Galahad“ als Opener, langsam kommen Instrumente hinzu, Schlagzeug, Gitarre, Percussion- und Ambient-Elemente, der Song steigert sich und braucht etwa 3 Minuten, bis ein erstes feuriges Solo sich über einen entlädt.

Erst jetzt gibt es neben beruhigenden Keys die ersten Textzeilen zu hören. Der Song bleibt ruhig und langsam, steigert sich in der Mitte wieder, bricht aber auch zum Finale, wo sich wieder Keys hinzugesellen, nicht aus. Herrn Averill von PRIMORDIAL hab ich beim ersten mal gar nicht herausgehört, muss ich gestehen. So gut fügt er sich ein. Definitiv ein ungewöhnlicher Einstieg, der trotzdem oder vielleicht gerade deswegen so gut funktioniert.
„Gold and Silver“ holt dann schon schwerere Geschütze raus: Ebenfalls im Midtempo verhaftet, mit den wohl schwersten Riffs des Albums und wieder Synthesizerunterstützung entfaltet der Song eine hypnotische Atmosphäre.

Auch hier bekommt man ein klasse Solo zum Anfang des Songs von Herrn Victor Santura persönlich als zweites Gastspiel… gewolltes Brechen mit konventionellen Songstrukturen? Möglicherweise, funktioniert jedenfalls auch so. Was ebenfalls noch sehr positiv hervorsticht ist der mehrstimmige Gesang der Musiker, der von gewohnten Metalshouts und -Growls zu klagendem Klargesang und Männerchorälen pendelt.

Das setzt sich auch bei „Song of the Lower Classes“ fort: Riffs so breit wie die Felswand, die in typischer Sludge- oder Doommanier sich wie eine Walze durchs Gesicht ziehen und die emotionalen Vocals mit dem eingängigen Chorus einsetzen: „Down, down we go, we are so very very low“. Indeed.
„Sky Burial“ als Rausschmeißer verabschiedet sich dann beinahe vollkommen vom Metal. Spärlich instrumentiert, nur mit Tiefsaitern, präzise und kurz eingesetztem Gesang, rudimentären Trommeln und Ambient-Sounds erinnert es viel mehr an World Music oder auch Filmsoundtracks. Im letzten Drittel kommen dann doch noch Stormgitarren nebst Schlagzeug hinzu und bringen ein wenig Dramatik in die Sache.

Summa summarum

Auch anno 2019 ist die Musik von OUR SURVIVAL DEPENDS ON US schwer mit Worten zu fassen. Das ist eine Floskel, aber man muss diese Band wirklich selbst hören bzw. am besten eher live erleben, beschreibend lässt sich das ganze recht schwer angehen. Die Länge und mantra-artige Herangehensweise der Songs ist schon eine Geduldsprobe, macht aber im OSDOU-Universum auch Sinn. Definitiv wird es wieder einige Leute abholen und andere eher mit Fragezeichen über dem Kopf zurück lassen. Ich befinde mich irgendwo dazwischen: In ruhigen Momenten, wo mir der Geist nach weiten Klanglandschaften und meditativem, ritualistischem Versinken steht, in denen nicht zwingend viel passieren muss, kann ich mich in OSDOUs Musik verlieren, bei weniger Muße spannen sich meine Geduldsfäden dann doch bis kurz vor Anschlag. Den Vorgänger fand ich ein wenig abwechslungsreicher und besser hörbar. Somit konnte mein Herz leider nicht wirklich geschmolzen werden, eher ein wenig angetaut. Aber vielleicht gelingt das ja bei euch und das Feuer zum Aufstehen, sich engagieren und einmischen, zum Erschaffen statt passiven Konsumieren, wird erweckt. Das wäre ganz im Sinne von OSDOU, da bin ich mir sicher. Zu wünschen wäre es in der momentanen Zeit definitiv.

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30.01.2019

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1 Kommentar zu Our Survival Depends On Us - Melting the Ice in the Hearts of Men

  1. Nether sagt:

    Endlich hatte ich mal die Ruhe mich mit dieser Platte zu beschäftigen. Dem Krankenschein sei es gedankt.
    Soweit ist im Review eigentlich alles gesagt. Mit dem Unterschied, dass mich die Scheibe definitiv abholt.
    Alleine für die ersten 3 Stücke würde ich die glatte 10 ziehen.
    Abzüge gibt es a) für nur 4 Songs und b) wenn man schon nur 4 Stücke anbietet, muss dann das 4. ein 11minütiges Gewabber sein? Bleibt noch zu erwähnen, dass es für USDOU schier unmöglich ist, die Atmosphäre und Magie ihrer Live-Auftritte auf CD zu bannen. Live haben sie mich auf dem Summer Solstice 2012 und dem Acherontic Arts Festival 2016 völlig weggeblasen.

    8/10