Surgical Meth Machine - Surgical Meth Machine

Review

„Frankenstein and his horse!“…“Frankenstein and his horse!“…

Na, wer kennt es noch? Besonders den alteingesessenen Thrash-Metal-Fans unter uns dürfte diese Phrase ein Lächeln ins bierverschmierte Gesicht zaubern. Natürlich handelt es sich dabei um einen wenige Sekunden langen Song der legendären STORMTROOPERS OF DEATH (oder kurz: S.O.D.). Warum ich diese durchgeknallte Truppe anspreche? SURGICAL METH MACHINE, die Band, um die es heute geht, weisen dermaßen viele Reminiszenzen an die US-Amerikanischen Kult-Thrasher auf, dass es fast unheimlich ist. Lediglich mit dem feinen Unterschied, dass SURGICAL METH MACHINE neben diversen beinharten Thrash-Metal/Hardcore-Songs viele elektronische bzw. Industrial-Elemente in ihren Songs verbauen. Das ist auch nicht verwunderlich, denn MINISTRY-Mastermind Al Jourgensen steht hinter diesem Projekt, welches dieser Tage sein Debütalbum „Surgical Meth Machine“ auf den Markt wirft.

Dabei überfordert das Intro „I’m Sensitive“ – passend zum Namen – den Hörer direkt mit einer wahren Kakophonie aus gesprochenen Samples (die recht unterhaltsam sind), elektronischen Parts, Doublebass-Attacken, Gestöhne, Geschrei, Gebrabbel, Computerstimmen und diversen anderen Tönen. Man weiß also direkt, was einen in den nächsten 40 Minuten erwartet. Nämlich ein vor allem hysterisches, schnelles und mitunter richtig gutes Machwerk, welches zwischen aggressivem Thrash Metal, Sprachsamples, Party, Industrial, Techno und vielen weiteren Elementen pendelt. „Surgical Meth Machine“ gibt sich folglich sehr abwechslungsreich, doch die Form, wie das Ganze umgesetzt wurde, ist nicht einfach zu hören, geschweige denn zu verdauen.

In „Tragic Alert“ bekommt der Hörer erbarmungslose Gitarrenriffs in schwindelerregender Geschwindigkeit um die Ohren geworfen, die durchgehend von Group Shouts angeheizt und von Computerstimmen begleitet werden. Wem nach dieser wahnsinnigen Exkursion noch nicht schwindelig ist, dem gibt das folgende „I Want More“, was er braucht. Auch hier wird wieder keine Rücksicht auf Verluste genommen und alles in Rekordzeit niedergewalzt, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Industrial-Sounds, die gelegentlich zwischen dem Thrash-Feuerwerk auftauchen, werden sofort vom nächsten Gitarrensolo weggepustet und lassen den Hörer wahlweise etwas verdutzt oder fleischhungrig und bierdurstig zurück. In „Rich People Problems“ geht es dann, wie der Name vermuten lässt, gesellschaftskritisch zur Sache, dieses Mal im Midtempo und mit viel Groove. Im markanten Gegensatz stehen Songs wie „Smash And Grab“. Hier gibt es vorwiegend elektronische Elemente zu hören, die von effektuntermauertem Gesang begleitet werden und den Weg in die nächste Thrash-Granate widmen.

Ja, dieses Album ist schwer zu beschreiben. Teilweise fällt es wirklich schwer, die Songstrukturen nachzuvollziehen, geschweige denn zu verstehen oder zu genießen. „Surgical Meth Machine“ setzt sich aus so vielen Elementen zusammen, die zum Teil kreuz und quer zusammengeworfen scheinen, dass sich nie ein roter Faden aufbauen kann und man als Hörer definitiv im Party-Modus sein muss, um diese Platte zu „genießen“. Für ruhige Stunden ist „Surgical Meth Machine“ absolut nicht gemacht. In manchen Momenten wird es allerdings viel zu viel und man fühlt sich als Hörer überladen und genervt. Dann kommt allerdings der nächste Thrash-Hammer um die Ecke und macht kurzen Prozess mit der Hirnmasse.

Für MINISTRY-Fans könnte „Surgical Meth Machine“ interessant sein, denn Querverweise zu diesen findet man zuhauf. Ebenso finden Thrash Metaller, die ihre Scheuklappen schon vor langer Zeit verbrannt haben, viele astreine Thrash-Kracher, die ihresgleichen suchen und ausnahmslos fantastisch umgesetzt sind. An dieser Platte werden sich die Geister scheiden, denn man muss musikalisch offen sein, um mit „Surgical Meth Machine“ überhaupt etwas anfangen zu können. Dazu kommt, dass das Album auf die Dauer sehr anstrengend zu hören ist und ich bezweifle, dass man mehr als einen Durchgang am Stück packt, ohne irgendwann in einem Gefühlsmischmasch die Anlage zu zerdeppern. Auf jeden Fall ist „Surgical Meth Machine“ eines der durchgedrehtesten und gleichsam interessantesten Alben der letzten Zeit. Jeder sollte sich selbst ein Bild von der Musik SURGICAL METH MACHINEs machen. Alles andere würde dem Album nicht gerecht werden.

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15.04.2016

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