Mit „Lost Time“ legen uns SUNTERRA ein Gothic-Scheibchen vor, das den Klischees dieses Genres nicht fern ist. Also haben wir es hier mit dem üblichen Zusammenspiel von weiblichem, engelhaftem Gesang, Gegrunze und gut ausgearbeiteten Melodiebögen zu tun. Auf „Lost Time“ finden wir atmosphärischen und klassischen Gothic Metal, der uns vor allem mit seinen kraftvollen Kompositionen voll von treibender Dynamik und eingängigen Melodien überzeugt. Dieses Album charakterisiert ein gewisser Härtengrad, für den druckvolle Gitarrenarbeit und kraftvolles Drumming zuständig sind, aber auch eine sanfte Melancholie, die besonders gut im diesen Output beschließenden „Thank You“ zur Geltung kommt. Warme, herzzerreißende Querflötentöne begleiten die gefühlvolle weibliche Stimme voller Schönheit und Ausdruckskraft. Dieser Song beeindruckt mit seiner Intensität und schafft es, eine kleine Gänsehaut zu erzeugen. Allerdings verliert dieses Lied in meinen Augen durch die ungefähr in der Mitte des Tracks auftretenden harten Gitarren an Atmosphäre. Hervorzuheben wäre auch noch die ergreifende Coverversion von Falkos „Out Of The Dark“, in der SUNTERRA durch mitreißende, ins Ohr gehende Melodik und gute Zusammenarbeit der beiden Sänger glänzen. Positiv fällt auch noch das kurze, instrumentale Stück „Symbiose“ auf, das zwar nichts Besonders in seiner musikalischen Umsetzung bietet, aber die akustischen, mit viel Atmosphäre gepaarten Klänge erzeugen durchaus eine angenehme Stimmung. Diese Veröffentlichung ist ein typisches Gothic-Scheibchen, aber im Kontrast zu den meisten Alben dieses Genres atmet SUNTERRA etwas Fröhliches aus, das zu gefallen weiß. Die Songs sind abwechslungsreich gehalten und wirken eigenständig. „Lost Time“ ist zwar ein solides Album, aber es hebt sich durch nichts Neues von der Masse ab.
Wer auf eingängigen, konventionellen (mehr oder weniger deutlich hörbare Einflüsse von CREMATORY, alten THE GATHERING, T.O.T., WITHIN TEMPTATION und MOONSPELL) und bang-kompatiblen Beauty-and-the-Beast-GM mit aggressiv-druckvollem Gitarrensound, Flöten- und Harfenmelodien zur Auflockerung und einer nicht allzu schwermütigen Grundstimmung steht, kann hier bedenkenlos zugreifen! Die Coverversion von Falcos Hit "Out of the dark" ist zwar gut gelungen, kommt an emotionaler Wirkung aber nicht an die jüngsten, genial umgesetzten GM-Cover "Twist in my sobriety" von DARKWELL oder "Gimme, Gimme, Gimme" von BESEECH heran. Stimmige, leicht verdauliche Kost für die nicht ganz so düsteren Tage des Lebens, die der seit langem stagnierenden GM-Szene aber leider keinerlei neue Impulse verleiht…