Für all jene, die wie ich trotz aller Verehrung den Black-Metal (1999) fast schon als Geschichte empfinden, hat Ulf Theoder Schwadorf wohl diese drei Hymnen eingespielt. Hinter dem dichterischen, stimmungsvollen Pseudonym und Bandnamen tobt sich niemand anderes als der Multiinstrumentalist Markus von EMPYRIUM aus, der ja nicht zuletzt mit seinem Folklorewerk gezeigt hat, daß er mehr als nur eine Dimension hat. Und wurde da schon deutlich ULVERS „Kveldssanger“ gehuldigt, so ist’s auf dieser EP eher „Bergtatt“ und „Madrigal“, aber auch etwas DARKTHRONE – also viel Geklopfe und eine Produktion deren Charme im Wilden liegt. Ja, man könnte sagen, daß EMPYRIUM so romantisch und melancholisch den Herbst vertonen, während hier, wie im Black-Metal nicht selten, – norwegisch, depressiv, „monoton“ und grimmig – die Essenz „Winterstimmung“ heißt. Also keine Akkustikgitarre, kein Cello, keine Violinen, kein pathetischer Gesang… nur noch ein paar Sprech- und Flötenpassagen und ansonsten eben viel“Melodiegefrickel- und gesäge; somit sind die Stücke nicht so verschnörkelt und doch sehr interessant arrangiert.
Neben TAAKEs „Naatestid“ ist dies übrigens daß einzig mir bekannte Werk der letzten Monate, das noch diesen „Urgeist“ transportiert und ich hoffe daß klingt jetzt nicht nach irgendwelchem Elitegeschwätz a la „true (Underground) – untrue (Kommerz)“; daß überläßt Markus wohl einer wahrlich anmaßenden Person wie Satyr. Ja und so wie „Poems To The Wretches Hearts“ präsentiert wird, sollte es doch sein, sprich: keine „bösen“ Photos – kein pubertär-plakatives Image – keine Wichtigtuerei – keine aufgeblasene Werbekampagne – keine Interviews in jedem Blatt – … – nein, einfach nur gute, tiefe Musik. Nun, wirklich originell ist diese zwar nicht, aber es ist ja erst der Anfang von SUN OF THE SLEEPLESS und der zeugt von viel (Zukunfts-)Potential.
Myrn hat Recht! Diese drei Lieder schaffen es den fast schon toten Spirit des ursprünglichen Black Metals einzufangen und einen Hoffnungsschimmer in den Herzen derer zu öffnen, die jene Zeiten sehnlichst vermissen, in denen Burzum und Darkthrone Musikgeschichte schrieben. Und nun ist es kein Norweger, der es schafft, die Erinnerung zu wecken, sondern ein Deutscher, genauer gesagt Schwadorf, seines Zeichen Mastermind von Empyrium. Und es zeigt sich, dass er einfach ein kompositorisches Genie ist, denn wie kein anderer verstand er es bei Empyrium eine schier unglaubliche Emotionalität zu wecken (mit dem Medium Neofolk). Doch mit S.O.T.S. wird klar, dass er die Gabe besitzt, tiefste Emotionen auch durch einen anderen Musikstil zu erzeugen, in diesem Falle Black Metal, der garstigsten Sorte. Die drei Lieder strotzen nur so von Gefühlen, sie zeugen von tiefster Leidenschaft und Hingabe an die Musik. Trauer, Hass und Verzweiflung sind die Gefühle, die heraufbeschworen werden, und das mit einer unglaublichen Wucht. Die ersten beiden Stücke sind Raserei pur (Blasts, was sonst?), doch durch die flirrenden Gitarrenlinien (von richtigen Melodien kann man wohl nicht reden) wird eine schier unendliche Hoffnungslosigkeit hervorgerufen. Einfach nur beeindruckend! Doch der Höhepunkt kommt mit dem dritten Lied "Nebelmond". Unglaubliche Gitarrenriffs, eine klopfende Double Bass treiben das Lied voran und wieder versinkt man in Trauer. Doch in der Mitte erklingt eine einsame Flötenmelodie, für kurze Zeit wird die Raserei beiseite gelassen, doch darauf erklingt die gleiche Flötenmelodie mit gewohnten Blasts. Jedesmal wenn ich diese Stelle höre bekomme ich eine Gänsehaut; dieses Lied ist pure Verzweiflung. Verzweiflung, Trauer und Verzweiflung. Genial. Summa Summarum liefert Schwadorf hier ein Werk ab, dass mit seiner Atmosphäre in der heutigen Zeit seinesgleichen sucht und sehr wohl mit früheren Glanztaten mithalten kann. Ein kleiner Wehrmutstropfen ist, dass es sich "nur" um eine MCD handelt, d.h. nur drei Lieder, doch lieber drei geniale Lieder voller Emotionen, kurz drei Meisterwerke, als eine ganze CD voller belangloser Lieder von angeblicher True Black Metal Bands, die zu keiner Zeit Atmosphäre besitzen. Ein heute selten gewordenes Werk mit einer unglaublichen Faszination. Stian