Summoning - Old Morning's Dawn

Review

Sieben Jahre sind vergangen, seit SUMMONING Fans des epischen Black Metal mit ihrem letzten Machwerk “Oath Bound” begeisterten und verzauberten. Hoch waren also die Erwartungen an “Old Morning’s Dawn” – würde es den Österreichern Silenius und Protector erneut gelingen, ihre Hörerschaft auf eine akustische Reise in die sagenumwobenen, gefährlichen, doch zugleich magischen und atemberaubenden Weiten Mittelerdes zu entführen?

Die Antwort lautet schlicht und ergreifend: Ja! “Old Morning’s Dawn” ist ein Album, auf dem jede Note laut „SUMMONING!“ und so manch eine auch „Minas Morgul!“ oder „Dol Guldur!“ schreit und dem man einen Roman von einem Review widmen könnte, um die unvergleichliche Stimmung und die zauberhaften Melodien gebührend einzufangen und zu würdigen. Doch ich versuche, mich zu zügeln und nicht zu viele Details vorweg zu nehmen, deren Entdeckung bei diesem Album zweifelsohne einen großen Teil des Genusses ausmacht.

Erwähnung bedarf jedoch, dass beinahe jeder Song mit seinem ganz eigenen Charme zu betören und einzunehmen weiß, den Hörer umgehend gefangen nimmt, nicht mehr loslässt und vor seinem geistigen Auge nicht nur einzelne Bilder und Impressionen, sondern ganze Fantasy-Filme entstehen lässt. Sei es der fantastische Titeltrack, der mit seiner bombastischen Orchestrierung und den epischen Arrangements begeistert, das spannungsgeladene “The White Tower” mit seinen verschrobenen Gitarren und seiner erhabenen, entrückten, elegischen, aber immer wieder Hoffnung erweckenden Atmosphäre, das mächtige, fast schon stampfende “Of Pale White Morn”, das zartere, schwelgerische “The Wandering Fire” oder das finale “Earthshine” mit seinen phänomenalen Vocals. Insgesamt fällt der unglaublich emotionale Gesang immer wieder auf und bahnt sich seinen Weg selbst durch die dichtesten und ergreifendsten Soundwände auf einen Sockel inmitten der Soundlandschaft, der trotz seiner teilweise in sich gekehrten, scheinbar vom Hörer abgewandten Art immer wieder dessen Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ganz großes Kino!

Streiten allerdings lässt sich über den gelinde gesagt nicht besonders zeitgemäßen Sound von “Old Morning’s Dawn”. Auch wenn ich die klappernden Schlagzeug-Rhythmen, die verhallten Vocals und das überpräsente Dosen-Orchester auf eine ganz eigene, kantige Art charmant finde, so kann ich doch gut verstehen, dass man sich an der alles in allem matschigen, zu wenig druckvollen und mächtigen Produktion stören kann.

Schlussendlich bleibt zu sagen, dass SUMMONING-Fans von “Old Morning’s Dawn” mit Sicherheit nicht enttäuscht werden, wenn sie dem Album einige Durchläufe geben, um seine Schönheit zu entfalten, und dass das Duo erneut ein echtes Meisterwerk erschaffen hat. Im Vergleich zu früheren Werken vielleicht kein unangefochtener, künftiger Klassiker, aber jedenfalls ein Pflichtkauf!

06.06.2013

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5 Kommentare zu Summoning - Old Morning's Dawn

  1. Bastian sagt:

    Das „überpräsente Dosen-Orchester“ ist einer der Gründe, warum ich mich noch nie für die Band und den gerade zu extremen Bohei, der um sie gemacht wird, begeistern konnte. Es gab in den 90ern eine ganze Menge Klimperklauskombos, SUMMONING waren sicherlich eine der besten – aber irgendwie muss man schon ein ziemlicher Bontempi-Heimorgel-Fetischist sein, um hier drauf steil zu gehen. Und ich hab noch nicht mal was gegen Dosen-Orchester – wenn sie denn gut gemacht und produziert wurden. 🙂

  2. Absurd sagt:

    Aus dem „Dosenorchester“ holt man halt fantasievollere Klänge heraus, als aus einerm realen Orchester, daher ist das schon richtig so. Manch mal könnten die Synthies allerdings etwas organischer klingen, da stimme ich zu. Trotzdem gibt es keine vergleichbare Band die vergleichbar mayestätisch, fantsievolle Klänge in diesem Kontext hervorzaubert, und auch das neue Album ist fantastisch. Einige Songs haben definitiv die 10 verdient. Ich finde die Produktion ebenso fantastisch, wo den teilweise zu synthetischen Klängen (besodners Flöten) mal abgesehen.

  3. Rot_H sagt:

    Meine Güte, wie kann man Summoning immer noch so glorifizieren? Immer gleiche langweilige Strukturen und noch dazu absolut dilletantisch umgesetzt. Kennt man 2 oder 3 Summoning Songs aus beliebigen Alben, muss man den Rest nicht hören… da gibt es doch viele viele weit talentiertere Bands

  4. Pascal sagt:

    Talentierter sicherlich. Aber Talent bedeutet nicht automatisch, dass man es auch umsetzen muss bzw. tatsächlich umsetzt. SUMMONINGs Talent besteht darin, aus einfachsten Mitteln unfassbar bildgewaltigen und demzufolge auch epischen/atmosphärischen zu erschaffen. Das wird zurecht honoriert, der Rest ist dann einfach Geschmackssache 🙂

  5. Leviathanatos sagt:

    Für Summoning muss ich in der richtigen Stimmung sein. Das angesprochene Heimorgel-Orchester stößt mir auch gelegentlich sauer auf. Gerade bei älteren Alben wie Minas Morgul oder Dol Goldor tut sich vor meinem inneren Auge eher ein Mittelalter-Fahrgeschäft mit blinkenden Lichtern, Fake-Feuer und Pappmaché auf einer Kirmis auf als die weiten Mittelerdes.

    Auch wenn vieles auf ihren Alben an mir vorbeiplätschert, schaffen sie es doch hier und da stimmungsvolle Höhepunkte zu setzen- gerade was die Chorpassagen angeht. Let Mortal Heroes Sing your Fame und Oath Bound sind, was das angeht, wirklich herausragend.
    Auf den anderen Alben ist mir grundsätzlich zu viel Leerlauf – da sticht eigentlich immer recht wenig wirklich heraus. Wären aber die 1, 2 Hits, die auf jedem Summoning-Album zu finden sind, auf einem einzelnen Album vertreten – würde das ganz klar in meiner „Atmospheric-Black Metal-Favoriten-Liste“ unter den besten drei Alben landen.

    Aber so verhält es sich mit den Summoning-Alben leider regelmäßig wie Butter auf zu viel Brot verstrichen – um mal die Worte Gandalfs zu bemühen.

    Als Hintergrundbeschallung für eine Runde Daggerfall oder Morrowind taugen mir aber alle Alben.

    6/10