Summoning - Minas Morgul

Review

Im Zuge der Vervollständigung unsres Reviewarchivs ist „Minas Morgul“ eines der ersten Alben die mir in den Sinn kommen. Doch um dem Werk jetzt nicht unbegründet den Zehn-Punkte-Lorbeerkranz überzustreifen, sollte ich jetzt wohl wenigstens versuchen denjenigen, die es noch nicht kennen eine Erläuterung bieten zu können: Nun, zu diesen 1995 bespielten nahezu 70 Minuten kann ich mir (trotz Silenius‘ Verweis auf BATHORY und BURZUM Einflüsse) nicht wirklich erklären wie die beiden Österreicher so mir nichts dir nichts derart in sich stimmiges, ureigenes, ja, Himmelsstürmendes zu zaubern vermochten. Wie ich’s bisher nirgends sonst fühlte, ist es hier als seien die Stücke schon immer da gewesen oder müssten dies zumindest.

Und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen hat etwas wie das urgewaltige „Dagor Bragolach“ diesen Reiz des Überwirklichen (ich sage nur: Vertonung der Tolkienlegenden). Die Notenreigen wirken derart schwarz, kalt und intensiv und (doch) irgendwie romantisch, dass ich, so übertrieben das alles klingen mag, kaum weiß das Wahrgenommene in Worte zu übersetzen. Nicht zuletzt das abgründige Geschrei, das all die (95% der) BM-Kehlen in den Schatten braver Kleinjungenversuche brüllt, tut seinen Teil hierzu. Ich denke einfach mal, dass das rebellische Black-Metal-Fünkchen damals noch eine Feuersbrunst darstellte. Und im Gegensatz zum (relativ kommerziellen) „Stronghold“ ging man noch atmosphärisch dichter, komplexer und rhythmisch mitreißender (der Drumcomputer war damals schon ideal integriert, aber v.a. schneller), ohne nur eine einfallslose, langweilige Stelle zu Werke. Die Melodien schmerzen geradezu vor Originalität und frierender Schönheit und ungleich der folgenden „Dol Goldur“ und „Nightshade“ Forests hat die (sägende) Gitarre nicht nur stimmungsvolle „Rauschfunktion“ – die Produktion ist überaus kraftvoll. Auf den mittelalterlich-bombastischen, teilweise ambientartigen Keyboardeinsatz muß man dabei nicht verzichten. Wie auf den restlichen Veröffentlichungen findet auch hier kein wildes „Riffgehetze“ statt, vielmehr bestehen die Stücke aus zwei bis drei epischen Themen die teilweise auf zehn Minuten (Trance) gestreckt werden. Doch nicht nur da z.B. ein „Passing of the grey company“ (mit dieser spinettartigen Instrumentation) so perfekt organisch arrangiert wurde, könnte man sich die Melodien noch stundenlang anhören. Also: nicht vom dürftigen „Artwork“ abschrecken lassen und so bald wie möglich in die schwarzen Musikfluten stürzen.

02.11.1999
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