Suicide Silence - Ending Is The Beginning: The Mitch Lucker Memorial Show

Review

Objektivität bei Rezensionen ist ja eh immer so eine Sache, eine Veröffentlichung wie  „Ending Is The Beginning: The Mitch Lucker Memorial Show“ von SUICIDE SILENCE macht sie aber nahezu unmöglich. Als Mitch Lucker am 1. November 2012 an den Folgen eines Motoradunfalls starb, stand eine ganze Szene unter Schock. Auch wenn in der Folge das Selbstverschulden festgestellt wurde, ist die Tragik und der Verlust nicht klein zu reden – vor allem für die Familie Luckers. Um ihren Beitrag zu leisten hat die Band ein Memorial-Konzert am 21.12.2012 mit einer ganzen Reihe an prominenten Gastsängern veranstaltet – alle Einnahmen gehen einer eigens für die Familie eingerichteten Stiftung zu. So auch die Einnamen, die über die jetzt veröffentlichte CD/DVD dieser Show eingenommen worden sind – kommerzielle Ausschlachtung ist das hier schon mal überhaupt nicht.

Aber auch abseits des respektablen Vorgehens aller Beteiligten (Band, Label usw.), auch der Fan bekommt eine ganze Menge geboten. Die Gästeliste, die Mitch Luckers Parts bei den Songs übernimmt und vom Rest der Band musikalisch unterstützt wird, lässt ein munteres Namedropping zu. Ob nun Jonny Day (JOB FOR A COWBOY), Phil Boze (WHITECHAPEL), Johnny Plague (WINDS OF PLAGUE),  oder Anthony Notarmaso (AFTER THE BURIAL), um nur einige wenige zu nennen, sie alle kamen um zu helfen. Der Eindruck des Zusammenhalts in der Szene und der Beweis, wie viele Leute Lucker zu Lebzeiten berührt zu haben scheint, ist beeindruckend. Genauso die Show, die zwar vom Sound nicht immer absolut „live“ wirkt, aber trotzdem wahlweise Spaß macht, oder in bestimmten Momenten einen deftigen Klos im Halse erzeugt. Wenn Rob Flynn (MACHINE HEAD) zur Akustikgitarre greift um BLACK SABBATHs „Die Young“ zu spielen,  geht das alles andere als spurlos an einem vorbei. Auch Max Cavallera (u.a. ex-SEPULTURA, SOULFLY) gibt sich die Ehre und verwandelt gemeinsam mit den restlichen Musikern das Fox Theatre bei „Roots Bloody Roots“ in einen hüpfenden Hexenkessel – groß! Das gilt auch für den abschließenden Auftritt von Randy Blythe (LAMB OF GOD), der mit seinem Stage-Acting vollends überzeugt. Aber, das muss man festhalten, keiner der angetretenen Frontmänner gibt sich die Blöße, ganz im Gegenteil, eine derartige Ehrerbietung wie für das Schaffen Lucker’s kam wohl bislang nur wenigen zu Gute. Besonders gespenstisch wird es beim DEFTONES-Cover „Engine“, bei dem die Band live spielt, die Vocals aber von Lucker auf Band eingespielt werden – auf der DVD-Version noch mit älteren Live-Aufnahmen kombiniert hat man das Gefühl „als wäre er noch mit dabei“. Musikalisch ein absolut einzigartiges Erlebnis, dass für SUICIDE-SILENCE-Fans absolutes Pflichtprogramm sein muss und das nicht nur wegen des guten Zwecks, sondern auch wegen der Qualität der Darbietung. Besonders ist auch die Stimmung, die an diesem Abend, trotz der großartigen Shows und der überwiegend guten Stimmung vorherrscht. So fällt in bestimmten Sequenzen durchaus auf, wie bewegt sowohl die Band als auch ihre „Gastmusiker“ von den Umständen sind – aber Trauerfeiern müssen eben nicht immer „nur traurig“ sein. Ein würdiges Gedenken an einen Musiker, der viele Menschen bewegt hat!

Das Bonusmaterial auf “ Ending Is The Beginning: The Mitch Lucker Memorial Show“ ist vergleichsweise spärlich ausgefallen, dafür aber umso emotionaler. Mitch Luckers letztes Interview, bei dem es um eine von der Band aufgezogene Benefiz-Aktion für Kinder geht, lässt vor allem unter den Umständen das Wasser in die Augen schießen. Gleiches gilt für die Interviews mit Bands, Fans und Gastsängern, die alle noch ein paar abschließende Worte vor der Kamera verlieren.

Eine einzigartige Aktion, die als „Memorial-Show“ ihrem Namen wirklich alle Ehre macht. Bleibt nicht viel zu sagen, außer R.I.P. Mitch und an alle Fans, kauft euch das Teil – es lohnt sich, nicht nur wegen des guten Zwecks!

06.04.2014

Chefredakteur

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