Suicidal Tendencies - World Gone Mad

Review

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„Na, Alter, warum slamdancest du denn gar so beschwingt des Weges?“
„Ach, die Sonne scheint, ich habe die SUICIDAL TENDENCIES auf den Ohren und ich begegne dieser Welt mit euphorischem Trotz.“

Mike Muir nennt das zehnte Album seiner Band „World Gone Mad“ und hat Recht. Irgendwelche Schlagzeuger können ohne Konsequenzen zu irgendwelchen Bands wechseln, als ob Mikkey Dee zu den SCORPIONS auch nur ansatzweise passen würde. Alle möglichen Kapellen wiedervereinigen sich am laufenden Band und finden einfach kein Ende, als ob die Menschheit wirklich noch mehr und noch mehr von TURBONEGRO bräuchte. Ehemals stilbildende Gruppen kapitulieren nach zaghaften Experimenten aus pragmatischen Gründen und halten sich fortan gnadenlos an die immergleiche Kopie des eigenen Trademark-Sounds, als ob irgendwer im Ernst jedes Jahr auf was Neues von SLAYER warten würde. Die SUICIDAL TENDENCIES und ihr Kopf haben Recht: „World Gone Mad“.

Der SUICIDAL-Signature-Sound ist endgültig wieder da

Mit Dave Lombardo am Schlagzeug reaktivieren die mit einer Unterbrechung in den 90ern seit über dreißig Jahren existierenden Stilikonen auf ihrem mittlerweile 14. Album ihren markanten Trademark-Sound. Und sie machen damit ziemlich viel richtig.
2016 hat bei Cyco Miko und seiner Crew weder der INFECTIOUS-GROOVES-Funk die Oberhand noch der rasende Hardcore-Punk und der (Thrash) Metal auch nicht. Alle drei werden vielmehr, wenngleich unter deutlicher Vorherrschaft der verzerrten Gitarre, im ziemlich einzigartigen ST-Style der späten 80er bzw. der frühen 90er aufeinander losgelassen. Gekrönt wird das Ergebnis mit den unverwechselbaren, mitunter regelrecht swingenden Vocals des Chefs.
„Clap Like Ozzy“ macht sich zum Beginn nicht etwa über von der Überholspur Gezeichnete lustig, sondern feiert im Gegenteil gerade das pralle Leben und fordert vollen Einsatz: „Clap like Ozzy, slam like a beast!“ Passend zur Message tut der Song zwischendurch immer wieder so, als ob die einsame Basslinie ihn ernsthaft zurückhalten könnte, um dann nur um so entfesselter drauflos zu preschen. Crossover-Thrash-Core? Schubladen gehören ins Büro! Und Lombardo? Zeigt einmal mehr, dass er viel mehr kann als Doublebass und Stakkato-Kesseltreiben – einfach mal rocken zum Beispiel. „Clap Like Ozzy“ wird seinen Weg auf die Bühne finden. Applaus.

„World Gone Mad“ ist ein doppelter Espresso mit (Hacken-)Schuss zum Mitgrölen

Und sonst? „The New Degeneration“ feiert und fordert die immerwährende Rotzbengel-Revolution etwas gebremst; „Living For Life“ kann mehr: Muir lässt einen seiner typisch säuselnden Refrains einprägsam auf einem schäumenden Riff-Brecher tanzen, Lombardo dreht dazu mit allen seinen acht Armen und mindestens drei Beinen durch und ab dafür! Das folgende rockigere „Get Your Fight On!“ verhakt sich energisch im Ohr, „Still Dying To Live schlägt den melodischen Bogen zu „The Art Of Rebellion“, „This World“ gerät geschmackvoll balladesk. Und „One Finger Salute“ mit seinem pöbelnden Titel gehörte als Hymnenstatue überlebensgroß und aus Prinzip auf den Marktplatz. Jeden Marktplatz. Oder als Miniatur jedem Spacko dieser Welt zwischen Hammer, Amboss und Steigbügel ins Ohr operiert. Als mittelfristig wirksame geistige Schönheits-OP oder meinetwegen einfach unendliche Nervensäge. Geil!
„World Gone Mad“ pendelt bei kurzem Innehalten alles in allem musikalisch und textlich zwischen geschwungener Faust, gehobenem Mitelfinger und wild zuckender Hüfte hin und her. Altersmilde ist hier keiner. Und „World Gone Mad“ hat genügend Hooks, Spannung und Abwechslung, um auch wirklich ins Blut zu gehen. Doppelter Espresso mit (Hacken-)Schuss zum Mitgrölen sozusagen. Sollen doch die gut gescheitelten und erzogenen Nachgeborenen die Köpfe über die alten Wilden schütteln – die schlecht erzogenen schütteln ihre unfrisierten zu den neuen Granaten der SUICIDAL TENDENCIES – going bananas to the bandanas… if you like. S! T!

„Hm. Kann ich vielleicht auch mal?“
„Du musst, Kleiner, du musst! Be suicidal!“
„Jawohl, Mr.! S!T!“

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24.09.2016

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