Suffering Hour - In Passing Ascension

Review

Hui, da ist uns doch ganz unverhofft ein hübsches Kleinod ins nicht vorhandene metal.de-Redaktionshaus geflattert: SUFFERING HOUR werden es zwar nicht jedem Recht machen, aber wer auf disharmonisches Zeugs steht, der wird mit dem Trio aus Minneapolis, Minnesota, seinen Spaß haben können. „In Passing Ascension“, so der Titel des Debütalbums der Amis, ist nämlich ein ganz schön schwer verdaulicher Brocken disharmonischen Black-/Death-Gefrickels, dabei aber einfach gut komponiert, sodass die Chose nie zu anstrengend wird.

„In Passing Ascension“ auf dem Weg zur Jungfrauenopferung nach Lovecraft

Irgendwo dort, wo sich Bands wie SULPHUR AEON oder BÖLZER mit Vertretern der jüngeren isländischen Black-Metal-Szene à la SVARTIDAUÐI oder SINMARA zur Jungfrauenopferung (im Lovecraft’schen, nicht im pseudo-satanischen Sinne) treffen, dort sind ziemlich genau auf halber Strecke auch SUFFERING HOUR vorzufinden. Irgendwo ein bisschen melodisch ist es, was die drei Herren da auf „In Passing Ascension“ zelebrieren, aber eben eher in dem Sinne melodisch, wie es die genannten Isländer verstehen. Das heißt: gegen die Hörgewohnheiten gespielt, oft gewollt schief, dabei aber sehr hypnotisch und in der Lage, den Hörer in eine gewisse Trance zu versetzen.

SUFFERING HOUR vereinen Musikalität mit Atonalität und kontrolliertem Chaos

Wie gesagt: Das klingt anstrengend, ist es mit der falschen Stimmung wahrscheinlich auch, aber in den richtigen Momenten besitzt „In Passing Ascension“ über genügend songschreiberische Finesse, um das Prinzip nicht auszureizen. Denn dieser spezielle, hypnotische Sog in Kombination mit der dichten, finsteren Atmosphäre des Albums sorgen dafür, dass es nie zu Kopfschmerzen ob des vielen Leadgitarren-Gequiekes kommt – stattdessen will man sich in dieses Album hineinfallen lassen, will sich von SUFFERING HOUR mitnehmen lassen in die in Anlehnung an Lovecraft besungenen zeitlosen, arkanen, obskuren Äonen und Dimensionen. Besonders gelungen ist das Prinzip übrigens in „Procession To Obscure Infinity“ – witzigerweise dem mit fast neun Minuten längsten Track des Albums. Das alleine spricht Bände über die Fähigkeit der Musiker hinter SUFFERING HOUR, Musikalität mit Atonalität und kontrolliertem Chaos zu vereinen.

Kaffee schwarz und ohne Zucker, bitte!

„In Passing Ascension“ ist also nichts für Leute, die ihren Black bzw. Death Metal zwingend mit Ohrenleckerli versetzt brauchen. Wenn Melodien der Zucker im metallischen Kaffee sind, dann servieren SUFFERING HOUR ihr Gebräu ungesüßt, dafür aber mehrere Stunden lang auf der heißen Platte zu einer dickflüssigen, schwarzen Masse reduziert. Das schmeckt sicherlich nicht jedem, aber wem es im extremen Metal nicht schwarz, obskur und bizarr genug sein kann, der wird seine Freude an „In Passing Ascension“ haben.

19.05.2017

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1 Kommentar zu Suffering Hour - In Passing Ascension

  1. Sebastian sagt:

    Bis jetzt in meiner Top 5 für 2017, sehr stark!

    9/10