Mittlerweile haben sich im Bereich der Musik DVDs drei verschiedene Ausformungen des Mediums etabliert. Erstens diejenigen DVDs, die man als Fan unbedingt kaufen muss, weil sie der Band dank langem Konzertmitschnitt und schier unendlichem Bonusmaterial ein audiovisuelles Manifest geben. Andere DVDs versuchen ihren Kaufanreiz eher darin zu rechtfertigen, dass man bekanntes in einem neuen (und meist ziemlich protzigen) Gewand neu präsentiert – vgl. diverse „Kiss Symphony“-Versuche oder SUBWAY TO SALLYs „Nackt“-Experiment. Genau letztere Band beweist aber nun ziemlich überzeugt, dass diese ersteren beiden Varianten in nächster Zeit eher die Ausnahmen sein werden: Die Zukunft der Live-DVD liegt in okayen Umsetzungen kürzlich veröffentlicher Albumsongs, aufgewertet mit einigen Klassikern und knappem Bonusmaterial – und das immer wieder von neuem in zweijährigem Abstand.
Wobei ich es natürlich offen lassen will, ob jeder diese Entwicklung persönlich tatsächlich so verdammen will, wie ich gerade polemisch in der Einleitung. Unterm Strich hat man also im „Schlachthof“ 120 Minuten Konzert des Potsdamer Septetts in gewohnt makelloser Bild- und Tonqualität eingefangen, ohne die persönliche Stimmung, die jeden Auftritt der Band charakteristisch macht, zu verlieren. Denn: Entgegen dem momentanen Trend und zu meiner großen Freude sind die Publikumsansprachen diesmal komplett drin geblieben. Hier bekommt man nicht nur elf der 13 „Bastard“-Songs mit diversen Klassikern aufgebrüht, sondern kriegt auch angenehmerweise viel von der Band mit.
Überraschungen seitens der Setlist gibt es dabei kaum. Stammt ein Song mal nicht vom letzten Album, dann meist von der „Nord Nord Ost“ oder gehört dem engen Klassikerkreis an. Einzige Ausnahme: Mit der 95er „Foppt den Dämon“-Nummer „Es kommt ein Sturm“ hat man nicht nur einen Song live verewigt, der noch auf keiner anderen DVD der Band drauf war, sondern den ich trotz fleißiger Konzertbesuche auch noch nie live gehört hab. Derart nostalgisch aufgewärmt kann man sich dann auf die Bonusdokumentation stürzen. Hier duelliert man sich mit knappen 50 Minuten zwar keinesfalls mit Hollywoodblockbustern, bleibt aber immerhin ungekünstelt und bietet damit nicht nur platte Kalauer sondern auch so was wie informativen Mehrwert.
Dennoch bleibe ich beim Sinn und Zweck des „Schlachthofes“ trotz qualitativ gewohnt großartiger Umsetzung etwas skeptisch. Das Bonusmaterial war auf der Engelskrieger-DVD sowohl länger als auch etwas spannender, und die Songauswahl ist zwar umfassend und unterhaltsam, für Fans aber ziemlich berechenbar. Schade ist auch, dass man mit den Schneekanonen aus der Nord-Nord-Ost-Tour den bisher atemberaubensten Effekt der SUBWAY TO SALLY Historie im Schrank stehen gelassen hat. Fest steht: SUBWAY TO SALLY sind spätestens jetzt auf einem polarisierenden Weg vieler großer Metalbands angekommen, auf dem man zwar auf eine große Geschichte zurückblicken kann, aber auch einige Sachen veröffentlicht, die man als Fan jetzt nicht unbedingt haben muss.
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