Die Lieder von STURMPROPHET sind mir mit „In Die Fluten“ eher zufällig in die Anlage geweht und ich bin überrascht, wie überzeugend das vorliegende Song-Material ist. Was die Band spielt dürfte man im weitesten Sinne dem Melodic Death Metal zuordnen, allerdings höre ich auch deutliche Prägungen aus dem Thrash und Black Metal-Bereich. Nach einem kurzen aber souveränen Intro, geht es über in den ersten Song „Welt In Flammen“. Den gutturalen Gesang, der uns „…wir sind die Verräter…“ entgegendröhnt, nehme ich erst als deutlich zu heiser wahr und es braucht seine Zeit, bis ich mich daran gewöhnt habe und ihn in Verbindung mit den barschen Gitarren zu schätzen weiß.
Besonders ansteckend ist von Beginn an die Spielfreude der Band, es geht stetig nach vorne und durch vereinzelte Ruhepausen und Tempowechsel ist das Album „In Die Fluten“ prima am Stück zu hören und zeigt auch nach mehreren Durchläufen kaum Abnutzungserscheinungen. Inhaltlich präsentieren STURMPROPHET gute Ansätze, versuchen sich gewählt auszudrücken und leisten sich nur selten Patzer. „Anderswelt“ glänzt durch ein schönes Ende und die Dominanz des Basses. Allerdings verwirrt die schon fast drohend klingende Aussage „…. kommst du zu mir, ich geb’ dich nicht mehr her…“ in Kombination mit dem raubeinigen Gesang und den fluffigen Tastenklängen. Bemerkenswert ist besonders der Keyboarder, selten agiert ein Musiker in diesem Genre so zielführend und nutzt das Instrument nicht zu mächtig, sondern ausschließlich songdienlich zur atmosphärischen Untermalung und dazu den Sound letztendlich weiter zu machen. Neben all der Eingängigkeit und dem zackigen Marschton, überzeugt die Platte auch mit einigen überraschenden Höhepunkten und neben üblichem Stakkato-Riffing können die Gitarristen auch mit einigen weichen Soli überzeugen („…Und diese Nacht“ und „An Den Ufern“).
Natürlich gibt es an einigen Stellen Verbesserungsbedarf, die höre ich im textlichen Bereich und manches Arrangement verliert kurz den Faden („Die Reise“). Es wäre auch schlimm, wenn eine Band in diesem Stadium schon alles richtig machen würde und die Entscheidung deutsch zu singen macht letztendlich auch angreifbarer. Doch wer richtig hinhört, dem fallen bemerkenswerte Kleinigkeiten auf. Das mächtige Ende von „In Die Fluten“ drückt den Nacken mit Gewalt nach unten, das nachdrückliche Schreien von „du-fällst-nie-mehr-zurück“ am Ende von „Anderswelt“ berührt mich und in „Schlacht“ dominiert ein schräger Orgelsound, Hand in Hand mit Riff-Salven. STURMPROPHET haben die meisten Lieder auf das Optimale reduziert, transportieren ihre Inhalte bildlich durch die Musik, beherrschen ihre Instrumente sehr gut und ordnen sich keinem sicheren Trend unter. Fans von DIE APOKALYPTISCHEN REITER sollten reinhören und werden sicher Gefallen an „In Die Fluten“ finden. Einiges holpert charmant und so richtig up-to-date ist das irgendwie auch nicht, ausgeglichen wird dies durch die überzeugende Glaubwürdigkeit. Die Musiker von STURMPROPHET scheinen nicht kokettieren zu wollen, sondern tatsächlich ihre Liebe zum Metal auszuleben und das hört man. In den wichtigen Disziplinen können die Musiker somit glänzen und genau das macht „In die Fluten“ von STURMPROPHET zu einem bemerkenswerten, mutigen Album.
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