Von wegen Qualitätsverlust oder gar Auflösung der Band, im STRATOVARIUS-Lager ist seit dem Ausstieg von Mastermind Timo Tolkki zwar nicht alles eitel Wonne, der Stimmung innerhalb der Band hat diese Entwicklung aber sicher auch nicht geschadet. Auch die Befürchtung, dass STRATOVARIUS ohne Tolkki kein passables Album mehr aufnehmen würden, ist mit „Polaris“ 2009 schön widerlegt worden. Klar, der Überhit war „Polaris“ bei weitem nicht, unglaubliche Tiefgänge der Marke „Stratovarius“ konnten aber locker getoppt werden. Die Thematik ‚Tolkki und STRATOVARIUS‘ scheint also endgültig vorbei zu sein, umso mehr schmerzt es, dass beim sympathischen Drummer Jörg Michael im vergangenen November diagnostiziert wurde. Wie es dem Schlagzeuger geht, ist dem Rezensenten an dieser Stelle zwar nicht bekannt, die Band hat den Release ihres neuen Albums „Elysium“ und die dazugehörige Pre-Tour aber nicht verschoben und mit AXXIS-Schlagwerker Alex Landenburg einen vorübergehenden Ersatz gefunden, um das Album im Spätwinter 2010 schon einmal ansatzweise dem gespannten Publikum zu präsentieren.
Auch wir waren auf das Album gespannt und haben uns sogleich zu einer Listening Session begeben, um erste Eindrücke zu erlangen. Nun liegt auch die gesamte Scheibe vor und vorschnelle Unkenrufe können (wieder einmal) relativiert werden, denn „Elysium“ führt den eingeschlagenen Pfad seines Vorgängers „Polaris“ zwar sowohl musikalisch als auch in punkto Artwork und spaciger Ausrichtung fort, STRATOVARIUS beweisen aber erneut, dass das 13. Album ihrer Karriere noch (lange) nicht das Ende ihrer kreativen Fahnenstange ist. Der stimmige Opener „Darkest Hours“ dürfte den meisten Fans ja schon bekannt sein, wurde der Song doch bereits als EP unter die Massen geworfen. „Under Flaming Skies“ kann mit einem Uptempo-Refrain überzeugen, bei dem Fronter Timo Kotipelto beweisen darf, warum er der einzig wahre Kopfstimmen-Frontmann ist und bleibt. Vom Aufbau her ist der Song aber eher wenig spannend gestaltet. Das ändert sich mit dem überragenden „Infernal Maze“, das mit epischem Beginn punktet, um dann in einen schnellen Riff zu münden und einen mitsingtauglichen Chorus zu präsentieren – STRATOVARIUS in Reinkultur! Ist „Lifetime In A Moment“ ein, für STRATOVARIUS-Verhältnisse düsterer, getragener Metal-Song geworden, der zu überraschen und gefallen weiß, haben sich mit „Fairness Justified“ und „The Game Never Ends“ zwar zwei gute, wenn auch überhaupt nicht spannende Songs in den Mittelteil des Albums geschlichen. Durchschnittlich gute STRATO-Kunst, die einen aber nicht vom Hocker zu reißen vermag.
Anders verhält es sich dann wieder beim speedig-spacigen „Event Horizon“, das mit beginnendem Funkspruch für Atmosphäre sorgt und zum sofortigen Mitsingen animiert. Mit „Move The Mountain“ präsentieren Kotipelto und Co die obligate Halbballade, die dieses Mal aber viel gefühlvoller, stimmiger ist, als noch auf dem Vorgänger. Das absolute Highlight wartet auf die Hörer aber in Form des Rausschmeißers „Elysium“. Ein progressiver, powervoller Brocken, der mehr als 18 Minuten Spielzeit aufweist und in den Ideen für sicher mehr als vier Songs verpackt wurden. Eingängig, atmosphärisch, getragen, schnell, variantenreich – der Song wird an keiner Stelle langweilig und nutzt sich auch absolut nicht ab. Allein wegen diesem Teil sollte man für „Elysium“ mal ein Ohr riskieren, denn das hätte ich den finnischen Jungs wirklich nicht zugetraut?!
Alles in allem ist „Elysium“ ein wirklich gestandener Nachfolger zu „Polaris“ geworden und hebt sich an so mancher Passage auch erfreulic positiv vom Vorgänger ab. Die guten 56 Minuten sind zwar nicht immer neu und innovativ, die meisten der Titel wissen aber auf Anhieb zu gefallen, ohne kopiert oder verbraucht zu wirken. Wer auf den Appetithappen „Darkest Hours“ bereits abgefahren ist, kann auch mit dem Longplayer nichts falsch machen, zumal der Titeltrack schon eine absolute Kaufempehlung ausspricht! Gut, fast sehr gut, kein Überalbum, aber konstante und gelungene STRATOVARIUS-Kunst! Und mehr haben wir eigentlich auch gar nicht erwartet! Gut so…
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