„Für die Zukunft würde ich mir von STRANGER VISION noch etwas mehr Tempo und die Fähigkeit, auch mit weniger Features Aufsehen zu erwecken, wünschen.“ ist der vorletzte Satz der Rezension zu „Poetica“, dem Debütalbum der Band vom März vergangenen Jahres. Das mit den Features haut nur teilweise hin, unter anderem geben sich Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN) und Tom S. Englund (EVERGREY) die Ehre, aber was die Songs drumherum dieses Mal können, wollen wir auch herausfinden.
STRANGER VISION ziehen ins Ödland
Zu BLIND GUARDIAN haben STRANGER VISION ohnehin eine besondere Verbindung, denn die Band gewann den „Imaginations Song Contest“ der Krefelder Power-Metal-Großmeister. Von daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass Hansi Kürsch sich früher oder später die Ehre geben würde und veredelt auf diesem Werk den Opener und Titeltrack mit seiner Stimme. Dieser klingt wohl auch nicht ganz zufällig wie ein BLIND-GUARDIAN-Song aus den 2000ern.
Danach ist dann erst einmal Schluss mit Features und die italienische Band musiziert in Kernbesetzung. Und tatsächlich, die Songs sind im Vergleich zum Debüt gereifter und kompakter, griffiger und gehen leichter ins Ohr. Dabei wurden sie aber nicht auf Gedudel oder Eingängigkeit runtergezimmert, sondern bieten durch aus leicht progressive Anteile in der Gitarrenarbeit. Die Refrains sind dafür überwiegend ziemliche Ohrwürmer.
„Wasteland“ hat aus dem Debüt gelernt
Zwei weitere Aspekte springen einem ins Auge, zum einen haben STRANGER VISION die Laufzeit ihrer Songs ein wenig nach oben geschraubt, kaum eins der Stücke kommt unter der Fünf-Minuten-Marke ins Ziel. Tatsächlich schaffen sie es aber meistens, diese Laufzeit auch mit Leben zu füllen, sogar bei ihrem längsten, fast achtminütigen Opus mit dem prophetischen Titel „Anthem For Doomed Youth“.
Zum anderen kommt der Gesang von Ivan Adami auf diesem Album deutlich kraftvoller und variabler rüber, es tut gut, dass ihm als Hauptsänger mehr Raum gegeben wird und er sich nicht das Mikrofon mit so vielen verschiedenen Gästen teilen muss.
Zwar ist nicht jeder Song ein absolutes Highlight, aber gerade zu Beginn feuern STRANGER VISION ein paar tolle Melodien in Form des Titeltracks, „Handful Of Dust“ und „The Road“ heraus. Das Instrumental „Neverending Waves“ im späteren Verlauf der Scheibe ist ebenfalls ein wahrer Ohrenschmaus. Die Extraportion Drama gibt’s dann noch passend zum Feature von Tom S. Englund mit „The Deep“.
STRANGER VISION klettern auf der Karriereleiter nach oben
Mit „Wasteland“ schafft es die Band, an eigener Identität zu gewinnen und die Gastbeiträge punktuell und gezielt einzusetzen. Dadurch gewinnen diese mehr an Gewicht und sind in diesem Fall genau auf die richtigen Songs angewendet worden. So darf es mit STRANGER VISION gerne weitergehen, ein Schritt nach oben vom Debüt ist mit „Wasteland“ in jedem Falle gegeben.
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