Ich habe keine Ahnung, warum die Debüt-EP “Vengeance” des Herner US-Metal-Quintetts STORMRIDER seinerzeit bei metal.de nur fünf von möglichen zehn Punkten bekommen hat. Schon damals zeichneten sich die Herner durch technisch anspruchsvollen Metal aus, der zudem über einen hohen Hymnenanteil verfügt. Auch das erste Langeisen “Shipwrecked” konnte überzeugen. Lediglich das zweite Album “Fate Of The Hunter” sagte mir persönlich bei Veröffentlichung nicht so zu. Vier Jahre liegen nun zwischen dem letzten Release der Ruhrpott-Metaller und dem neuen Album “The Path Of Salvation”.
Eigentlich eine viel zu lange Zeitspanne in einem derart schnelllebigen Business wie dem Musikgeschäft, die sich zudem nur Bands wie METALLICA oder DEF LEPPARD leisten können. Oder eben Bands, die ein sehr starkes Album in der Hinterhand haben. STORMRIDER ist dieses Kunststück ohne Zweifel gelungen. “The Path Of Salvation” klingt frisch und lange nicht so verkopft wie der Vorgänger, ohne dabei die spielerische Seite außer Acht zu lassen. Gleich der in die Platte einführende Titeltrack bringt die Stärken der Band auf den Punkt und lässt erahnen, welch großartiges Werk da in der Anlage rotiert. Auf den Punkt gespielte, teilweise aberwitzige Gitarrenläufe des Gitarrenduos Ingo Rieger/Jan Gerbracht kombiniert mit einer perfekt harmonierenden Rhythmusgruppe und einem Sänger, der über ein ausdrucksstarkes und eigenständiges Organ verfügt und den Hörer perfekt durch den Song dirigiert. Zwar braucht der Titeltrack ein, zwei Durchläufe bis er sich vollends entfaltet, dann aber platzieren sich die Gesangslinien von Stefan Hebes genauso hartnäckig in den Gehörgängen, wie es die anderen Nummern der Platte auch machen. Einer dieser zahlreichen anderen Ohrwürmer, die sofort funktionieren, ist das folgende “Across The Acheron”. Im Mid-Tempo angesiedelt, bietet der Song drückende Gitarren und einen Refrain, bei dem man nicht anders kann, als ihn kniend vor der heimischen Anlage zu genießen. Definitiv eines der besten Lieder, die mir 2012 untergekommen sind. Dabei machen STORMRIDER aber nicht den Fehler sich nur auf stimmige Refrains zu verlassen.
Songs wie “Into The Light”, das aggressive “Walls Of Fire”, die Hymne “Long Way Down” oder “The Sentence Divine” bestechen alle durch intelligentes Songwriting und zu jeder Zeit passende Spannungsbögen. Hinzu kommt eine Produktion, die locker internationales Niveau besitzt. Hier knallen die Gitarren fett aus den Boxen und – verglichen mit den vorherigen Releases der Band – passt heuer auch der Schlagzeugsound von Sessiondrummer Thomen Stauch, der “The Path Of Salvation” mit seinem Spiel ebenfalls bereichert. Fans der Band brauchen sich aber keine Gedanken machen, ob Neudrummer Tim Nestler die vom ehemaligen BLIND GUARDIAN-Drummer vorgegebenen Drumfiguren spielen kann. Kann er. Der Junge hat genug Pfeffer im Hintern die Songs ebenso intensiv zu interpretieren und ihnen seinen Stempel aufzudrücken wie Herr Stauch und hat das live auch schon unter Beweis gestellt.
Man könnte jetzt hingehen und eine Track-By-Track Rezension zu “The Path Of Salvation” schreiben, verdient hätten es die Stücke allemal. Keines von ihnen ist ein Ausfall. Sie alle haben unterschiedliche Stärken und genau die werden von der Band optimal herausgestellt, was logischerweise auch dazu führt, dass ‘Langeweile’ beispielsweise eine Vokabel ist, die man im Kontext von “The Path Of Salvation” absolut nicht verwenden kann. Was alle Stücke des dritten Albums der Herner Metal-Truppe aber eint, ist die Intensität, mit der die Songs vorgetragen werden. Wem ICED EARTH zu zahm und IRON MAIDEN zu lahmarschig geworden sind, kommt an “The Path Of Salvation” nicht vorbei. Ich hätte es im Vorfeld nicht gedacht, aber STORMRIDER haben mal eben DAS Power-Metal-Album 2012 aufgenommen. Chapeau, meine Herren!
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