Alle Mann und Frau an Deck, die Piraten-Metaller STORM SEEKER haben mit “Guns Don’t Cry“ eine neue Platte am Start. Die Düsseldorfer mischen seit geraumer Zeit die deutsche Folk-Szene auf, besingen jedoch meist das, was das geneigte Seeräuber-Imitat vor der Bühne hören möchte: Es geht um den Genuss alkoholischer Getränke, diverse Abenteuer auf hoher See und natürlich das Wetter – also in der Regel schwere Stürme. Wahnsinnig innovativ ist die Band dabei zwar nicht, was dem nunmehr zweiten Album jedoch nicht im Geringsten schadet. Ganz im Gegenteil: STORM SEEKER wissen, wie man stimmungsvolle Piratenlieder schreibt.
STORM SEEKER rudern rudern rudern
Im Detail hat “Guns Don’t Cry“ 11 Songs zu bieten, die durchweg Spaß machen. Der Opener “How To Be A Pirate“ hält, was er mit seinem Titel verspricht, eine Anleitung zum Vorzeigepiraten. Neben angenehm vor sich hin knarzenden Strophen überzeugt vor allem der episch angelegte Schunkelrefrain durch seinen Mitsingcharakter und die packendende instrumentale Ausgestaltung. STORM SEEKER kombinieren ihr kräftiges metallisches Klangbild mit allerlei Folk-Instrumenten wie Drehleier und Nyckelharpa, die nicht etwa dezent in den Hintergrund gemischt sind, sondern durch ihr präsentes Auftreten durchaus als Markenzeichen der Band gewertet werden können. Besonders schön zu hören ist dies im rhythmischen “row row row“ und im eher atmosphärischen “Compass“.
Was ist schon ein Pirat ohne einen PULVERAFFEN?
Meist sind STORM SEEKER zwar mit reichlich guter Laune unterwegs, gestalten ihre Songs jedoch deutlich klamaukärmer als die Genrekollegen ALESTORM oder MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN. Zufälligerweise ist der von mir hoch geschätzte Mr. Hurley auch im Song “Deathwatch Beetle Party“ zu hören, welcher jedoch durch die Vermischung von englischer und deutscher Sprache ein wenig verworren und unausgereift wirkt. Bei diesem unterhaltsamen Feature wäre definitiv mehr drin gewesen. Deutlich spannender sind die beiden verbleibenden Gastauftritte. “Maelstrom“ im Duett mit dem Teufel (TANZWUT) ist ohne jeden Zweifel einer der Albumhöhepunkte. Bretthartes und trotzdem melodisches Geknüppel, ein Text in drei Sprachen (merkwürdigerweise hier eher ein Pluspunkt) und die wahnsinnige Harmonie der Stimmen hinterlassen einen gewaltigen Höreindruck. Sebastian “Seeb“ Levermann von ORDEN OGAN gibt sich zudem im Song “Sextant“ die Ehre. Das herrlich melancholische und dennoch druckvolle Stück rundet “Guns Don’t Cry“ gekonnt ab.
„Guns Don’t Cry“ – ein Album ohne Tiefpunkt
STORM SEEKER servieren uns demnach eine Platte, die thematisch wahrlich das Rad nicht neu erfindet. Das muss sie allerdings auch nicht, da “Guns Don’t Cry“ ohne musikalischen Tiefpunkt auskommt und mit reichlich Spielfreude überzeugt. Mal tragend und atmosphärisch (“One More Day“), mal tanzbar und lustig (“Naval Hitchhike“), mal episch und metallisch (“Guns Don’t Cry“) – langweilig wird es hier definitiv nicht.
P.S.: Oh Moment, ein Lied ist da noch. STORM SEEKER covern “Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strandbikini“. Soviel zum Thema Klamauk. Jeder andere Redakteur auf metal.de hätte hier wohl ermüdet den Kopf geschüttelt. Ick find’s super.
Werde ich sicher kein großer Fan von, kann ich aber auf jeden Fall deutlich mehr mit anfangen, als mit der Karnevalsause Korpiklaani.
„Hinter dir! Ein dreiköpfiger Affe!“