Stoneman - Goldmarie

Review

Das Schweizer Quartett STONEMAN ist mir bislang nur durch den Umstand im Gedächtnis geblieben, dass es dereinst die Teilnahme an der gemeinsamen Tour mit TIAMAT absagen musste, weswegen ich gewisse Vorstellungen hatte, welche Art von Musik mich bei ihrem neuen Album „Goldmarie“ erwarten würde. Kurzum: Ich bin überrascht.

Auf unseren Seiten konnten die Schweizer bislang ja eher weniger punkten, und leicht machen sie es auch niemandem. „Goldmarie“ ist mehr noch als die drei Vorgängeralben eingängiger und tanzbarer Gothic Rock, der durch das Schlagzeug und die Bratgitarren vergleichsweise hart ist, durch die pluckernden Keyboards aber auch sehr elektronisch. Wer in musikalischen Regionen zwischen NDH und DEATHSTARS zu Hause ist und um Düstertanztempel keinen großen Bogen macht, dürfte auch an diesem Sound Gefallen finden. Wodurch STONEMAN aber anecken, sind die (diesmal deutschen) Texte, die neben Drogen hauptsächlich von Liebe und Beischlaf handeln. Klar, dass unter diesen Vorzeichen ein Track wie „Freundlich sein“ nur vorgeblich von tugendhaftem Verhalten handelt – dabei handelt es sich übrigens um ein Remake ihres Hits „Wer ficken will“. Ob man mit einem solchen Lied seine Angebetete von sich zu überzeugen versucht, sei einmal dahingestellt.

Andererseits sind die zehn Tracks auf „Goldmarie“ extrem gut tanzbar und auch ziemlich gelungen: STONEMAN jedenfalls trauen sich im Sinne der Eingängigkeit, beispielsweise den Refrain von „Mensch“ mit einem ungemein kitschigen Backgroundchor zu versehen: Woohooo! Natürlich sind die Stimmen nicht fern, die den Songs eine gewisse Schlagerhaftigkeit unterstellen werden, sei es durch textliches („Wenn der letzte Vorhang fällt“), sei es durch gesangliches Pathos, wenn Sänger Mikki Chixx seine tiefe Gruftstimme in gemäßigtere Regionen schraubt („Liebe Liebe“, „Es brennt ein Licht“). Aber hey: Immerhin bekommt man die Songs dadurch so schnell nicht mehr aus den Gehörgängen.

Wer also mit STONEMAN bislang nichts anfangen konnte, bekommt mit „Goldmarie“ genau den Stoff geliefert, um weiterhin um die Band einen großen Bogen machen zu dürfen. Wer hingegen auf Düsterrock im tanzbaren Viervierteltakt steht und keine Angst vor nicht allzu tiefgründigen deutschen Texten hat, sollte „Goldmarie“ einfach mal antesten – nicht dass einem sonst eins der Highlights des Jahres entgeht.

26.05.2014

- Dreaming in Red -

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