Stone Sour - Stone Sour

Review

Woran erkennt man, dass es bei SLIPKNOT gerade bandintern nicht so rosig läuft? Richtig, man erkennt es daran, dass alle im nahen Bandumfeld eine Nebenbeschäftigung suchen. Joey Jordison versuchte sich mit den MURDERDOLLS und sogar sein Drum Tech singt mittlerweile bei DOWNTHESUN. Dazu passt es doch wunderbar, dass SLIPKNOT-Schreihals Corey Taylor seine schon fünf Jahre vor den Maskenträgern gegründete Combo STONE SOUR wiederbelebt hat. Musikalisch kann man das Material auf ihrem selbstbetitelten Album aber kaum mit den radikalen Aggressivitäten seiner Hauptband vergleichen. Vielmehr hat Taylor gänzlich ohne Maske hier die Möglichkeit, die volle Bandbreite seiner stimmlichen Fähigkeiten auszureizen und sowohl nervenzerfetzend zu schreien, als auch zerbrechlich-melodiös zu singen. Somit dürfte er seiner eigenen Befürchtung, allen nur als der, „der so schön schreien kann“, im Gedächtnis zu bleiben, einen Riegel vorgeschoben haben. Aber viel mehr als Coreys gelungenen, emotional geprägten Gesang gibt es auf „Stone Sour“ dann auch nicht zu bestaunen, da die Instrumentalfraktion, zu der sich ab und an auch SLIPKNOT-DJ Sid Wilson für ein paar Scratches hinzugesellt, ihren Job zwar solide erledigt, aber nichts wirklich Überraschendes oder Bahnbrechendes dabei herauskommt. So pendelt man zwischen nettem Alternative Metal und aggressivem Neo Thrash (eindeutig die überzeugendere Seite der Band) munter hin und her, ohne jedoch gängige 08/15-Strukturen aufbrechen und somit etwas längerfristig Fesselndes schaffen zu können. Die mal melodischen, mal brachial-stakkato-artigen Riffs des Klampfenduos James Root (ebenfalls von SLIPKNOT) und Josh Rand laufen zwar gefällig in den Gehörgang, gleiten an dessen Wänden aber wieder ab wie Bratreste an einer mit Teflon beschichteten Pfanne. Einzig das noch am ehesten SLIPKNOT-kompatible „Get Inside“, das von vorne bis hinten brutal treibende „Tumult“ und die herrlich bedrückende, mit Streichern versehene Ballade „Bother“ wissen rundum zu gefallen. Somit ist „Stone Sour“ unter dem Strich ein solides Scheibchen geworden, dass zwar seine Momente hat, auf dem aber einzig und allein Sänger Corey Taylor vollends überzeugende Arbeit abliefert.

03.11.2002
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