Man findet sie immer wieder: Bands, die schon seit vielen Jahren musizieren, aber bislang völlig an einem vorbeigerauscht sind. Und besonders schön ist es natürlich, wenn man von einer solchen Kapelle ordentlich aus dem heimischen Sessel geblasen wird. So geschehen mit STÍNY PLAMENŮs „Šum V Pološerech“. In gerade mal etwas mehr als einer halben Stunde hauen einem die Tschechen acht Hymnen um die Ohren, die kaum Wünsche übrig lassen.
Bandchef Lord Morbivod und seine Spießgesellen haben sich dem melodischen Black Metal nordischer Prägung verschrieben, und diese Spielweise beherrschen sie ziemlich perfekt. Denn was die Herren auf ihrem immerhin schon achten Longplayer an saugeilen Melodien im Akkord vom Stapel lassen, schaffen viele andere in ihrer ganzen Karriere nicht. Dabei sind STÍNY PLAMENŮ meist rasend schnell unterwegs: Offensichtlich mag man sich beim Kampf gegen das Christentum nicht allzu lange mit den passenden Schlachthymnen aufhalten. Von der Atmosphäre her erinnert einen „Šum V Pološerech“ irgendwie an SIEBENBÜRGENs Zweitwerk „Grimjaur“ – feine Sache, das weckt gute Erinnerungen. Des Weiteren standen hier ganz sicher auch Kapellen wie TAAKE, alte SATYRICON oder die Landsmänner MASTER’S HAMMER Pate. Ab und an gönnt man sich auch mal einen etwas langsameren Song wie beispielsweise das recht rockige „Oddech Par“ oder aber das leicht in Richtung Heavy Metal abdriftende „Flexibilní Stoka“. Prototyp eines STÍNY-PLAMENŮ-Songs ist aber ganz klar eine Hymne wie „Bledé Cesty Čistírenských Muk“, wozu es auch ein gelungenes Video zu bestaunen gibt. Faszinierend, mit welch filigraner Leichtigkeit sich hier beispielweise die eiskalt klirrenden Melodien durchs Hirn fräsen.
Doch ein kleines Haar findet man dann doch noch in der Suppe: die Produktion der Scheibe. Diese könnte durchaus, natürlich nicht im Sinne von glattgebügeltem Einheitssound, etwas transparenter sein. Da rumpelt und scheppert es einerseits doch ganz schön, andererseits verleiht gerade dieser etwas rumpelige Charme dem Werk eine eigene Note. Letztlich ist das ja eh Geschmackssache und gerade im Black Metal soundtechnisch auch oft genauso gewollt. Also wenn überhaupt, dann handelt es sich hier nur um einen kleinen Schönheitsfehler, der für viele Black-Metal-Fans nicht mal einer ist.
Man kann wirklich nur hoffen, dass STÍNY PLAMENŮ für diese Scheibe gebührend Aufmerksamkeit bekommen, auch wenn sie kein großes Label im Rücken haben. Doch Qualität setzt sich letztlich hoffentlich durch, denn „Šum V Pološerech“ steckt einen Großteil der Konkurrenz mal eben ganz locker in die Tasche!
Danke schön 🙂