Stillste Stund - Ursprung Paradoxon
Review
STILLSTE STUND betraten erstmals im Jahr 2000 die Elektro-/Gothic-Bühne, als sie mit „Ein Mensch, ein Ding, ein Traum“ ein überraschendes Debütalbum veröffentlichten, das mit seiner abwechslungsreichen und experimentellen Mischung aus düsterem Dark-Wave, tanzbarem Elektro und bedeutungschwangeren deutschen Lyrics für Aufsehen sorgen konnte. Nun liegt mit „Ursprung Paradoxon“ das zweite Album von Mastermind und Sänger Oliver Uckermann vor, das sich erneut der gleichen Zutaten bedient und eindrucksvoll beweist, dass es sich bei dem Erstlingswerk um keine Eintagsfliege gehandelt hat. Die Musik und die Texte von STILLSTE STUND eignen sich nicht zum nebenbei hören – zu komplex und vielschichtig sind die Songstrukturen, zu bedeutungschwer die Lyrics. STILLSTE STUND in eine musikalische Kategorie pressen zu wollen erweist sich als hoffnungsloses Unterfangen, mal glaubt man Einflüsse von Goethes Erben zu hören, dann wieder von Janus, Mondsucht oder Das Ich. Clubtauglichen Tracks wie „Mühle mahlt“ oder „Ebenholz, Schnee und Blut“ stehen traumhafte Balladen wie „Leben ist nur ein Traum“ oder „An das Morgenlicht“ gegenüber, die sich auch durch ihre klassischen Instrumentierung deutlich von den elektro-/industriallastigen Clubtracks absetzen. Die Songstrukturen sind stets vielschichtig und komplex, die Verbindung kühler Elektronik mit orchestralen Elementen lässt einen auch nach mehrmaligem Hören immer wieder neue Klänge und Zugänge zu den einzelnen Songs erschließen. Perfekt ergänzt werden diese durch die weiblichen Vocals von Birgit Strunz und Inanis Kurzweil, die den einzelnen musikalischen und lyrischen Meisterwerken noch zusätzlich ihre ganz eigene Atmosphäre verschaffen. Die Lyrics sind dabei nie kitschig und kreisen um den Titel des Albums, mal bizarr oder märchenhaft, dann wieder philosphisch oder poetisch. Mit „Ursprung Paradoxon“ haben STILLSTE STUND ein beeindruckendes Werk abgeliefert, das die Messlatte für zukünftige Veröffentlichungen der Formation fast schon unerreichbar hoch legt.