Stille Volk - Milharis

Review

Seit 1994 sind die Franzosen STILLE VOLK eine Konstante, wenn es um Pagan Folk / Neofolk geht. Inzwischen ist die Band, deren Heimat Okzitanien in den südlichen französischen Pyrenäen liegt, zu Prophecy Productions / Auerbach Tonträger zurückgekehrt, wo bereits 2001 das dritte Album „Satyre Cornu“ veröffentlicht wurde. Nun folgt, pünktlich zum 25jährigen Bandjubiläum und ganze fünf Jahre nach „La Pèira Negra“, das siebte Album „Milharis“. Da haben sich STILLE VOLK ganz offensichtlich viel Zeit genommen, um an den neuen Songs zu feilen. Hat sich die Arbeit gelohnt?

„Milharis“ – eine mystische Reise mit STILLE VOLK

Die Franzosen haben ihren eigenen Stil an akustischer Musik entwickelt, dem auch „Milharis“ folgt. Dabei setzen STILLE VOLK zuallererst einmal auf die richtige Atmosphäre, welche die teils doch recht unterschiedlichen Stücke miteinander verbindet. Ihre Heimat ist, wie es so viele sind, wenn man sich nur eingehend damit beschäftigt, eine mythen- und sagenumwobene Gegend. STILLE VOLK fangen das Mystische, das Sehnsuchtsvolle, das Geheimnisvolle, das Archaische dieser Umgebung ein. Dieser sagenhaften Figuren, den urwüchsigen Archetypen, erzählen davon in der alten Sprache ihrer Heimatregion, die Geschichten längst vergangener Zeiten, ihrer paneuropäischen Wurzeln, verleihen ihrem heidnischen Wesen Ausdruck. Und STILLE VOLK kehren dabei auch zu einer alten Thematik zurück. „Milharis“ ist der Name einer der wichtigsten Sagengestalten der Pyrenäen, der Stammvater der Schäfer, welcher angeblich 999 Jahre alt wurde. Von diesem berichteten STILLE VOLK bereits auf ihrem Debütalbum „Hantaoma“ in dem Stück „La Complainte De Milharis“, und auch musikalisch spannen die Franzosen den Bogen teils zurück zu ihren Ursprüngen. Der verspielte, fast schon überschwängliche Opener „Sous La Peau De La Montagne“ lässt gleich die vielfältigen Einflüsse der Klangwelten spüren, die Clean-Gitarren mollen melancholisch, sanfte Akustiktöne umschmeicheln den Hörer, vorwärts treibende Perkussion rüttelt auf, Naturgeräusche und hymnischer Gesang ergänzen das kräftige Stück. Weitere Höhepunkte auf „Milharis“ sind das recht rockig gehaltene „Sacré Dans La Tourmente“, instrumental ebenso vielschichtig mit Streicher und Flöten gestaltet, „Parmi Les Monts Oubliés“ mit seinen schroffen Metal-Gitarren sowie die atmosphärische dichte Folk-Hymne „L’Aurost Lunaire“, die ein wenig was von WARDRUNA hat. Das Tempo ist auf „Milharis“ meist schwungvoll gehalten, die Perkussionseinlagen recht wuchtig für eine Folk-Band. Die vielgestaltige Instrumentierung ergeben im Zusammenspiel reichhaltige Klangkonstruktionen, die teils recht progressiv wirken, manchmal gehen dabei STILLE VOLK aber etwas zu weit, wodurch es auch mal etwas aufgebläht wirkt, wozu dann auch der hier und da auftauchende, übertreiben affektierte Gesang beiträgt. Dennoch überwiegen die positiven Aspekte des neuen Albums die kleinen Unstimmigkeiten. Alles in allem ist „Milharis“ ein stimmiges, schönes, naturgewaltig organisches Album geworden, das eine besondere Aura umgibt, aber auch Zeit benötigt, um sich den Klangwelten ganz hinzugeben.

04.07.2019

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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