Stilla - Synviljor

Review

Die schwedischen Black Metaller STILLA bleiben sich zumindest im Rahmen ihres Veröffentlichungsrhythmus‘ treu: Die ersten beiden Alben „Till Stilla Falla“ und „Ensamhetens Andar“ erschienen im Abstand von nur einem Jahr, danach folgte zwei Jahre später die dritte Platte „Skuggflock“, und nun sind wiederum zwei Jahre ins eisige Land gezogen – Zeit für „Synviljor“, das vierte Album der Band aus Skåne und Västerbotten. Aber STILLA sind nicht nur auf dem Papier zurück! Nein, auch stilistisch orientiert sich der schwedische Vierer wieder vermehrt an seinen ersten beiden Alben.

Die spezielle STILLA-Magie ist zurück!

Denn wo sich „Skuggflock“ anno 2016 für viele in die falsche Richtung orientierte, weg vom norwegisch beeinflussten Melodic Black Metal der Frühneunziger-Schule, hin zu modernerem, folkig angehauchtem, weniger old-schooligem Black Metal der 2010er, da besinnen sich STILLA 2018 zurück auf die Herangehensweise der ersten beiden Platten. STILLA, dieser Name steht jetzt wieder für Black Metal, der so auch in den Neunzigern hätte veröffentlicht werden können, der aber dank seiner progressiven Elemente trotzdem nicht anachronistisch oder gar altbacken wirkt. Oder um es in Berufung auf einen Kommentator unter der metal.de-Rezension zu „Skuggflock“ zu sagen, in welcher der Verfasser dieser Zeilen die dritte Platte der Band leider mit mindestens zwei Punkten überbewertet hat: Die spezielle STILLA-Magie ist wieder da – wenngleich das nicht uneingeschränkt gilt!

Die Gitarren müssen alles dürfen!

Denn ja: STILLA klingen wieder wie eine Band, die in den frühen Neunzigern in Norwegen ad acta gelegt wurde und jetzt die Ideen von früher wieder ausgegraben und modernisiert hat. „Synviljor“ klingt wieder nach progressivem Old School Black Metal – und ja, das geht – mit hohem Melodie-Anteil. „Synviljor“ hat wieder dieses spezielle Riffing, das den Gitarren alles erlaubt, jede Akkordkombination, solange sie nur die Atmosphäre unterstreicht. Apropos „Atmosphäre“: Da ist sie wieder, die winterliche Stimmung, die „Till Stilla Falla“ und „Ensamhetens Andar“ so besonders gemacht hat. Da ist er wieder, der Bass, der eigensinnig vor sich hin blubbert und eine für Black-Metal-Verhältnisse ungewöhnlich dominante Rolle spielt. Und da sind sie wieder, die gesanglichen Meisterleistungen des Herrn Petterson, der die Instrumentalfraktion von wütendstem Gekeife bis hin zu melodischsten Ausflügen begleitet. Und da ist sie wieder, die unvorhersehbare Art, Songs zu komponieren, die von hochmelodischen Momenten in brutalstes Black-Metal-Riffing übergehen, und natürlich wieder zurück.

„Synviljor“ sticht „Skuggflock“, aber leider nicht die ersten beiden Alben

Leider, leider gelingt es STILLA trotzdem auch im Jahre 2018 nicht, ein weiteres Album in der Qualität ihrer ersten zwei Werke nachzulegen. Denn obwohl „Synviljor“ gleichzeitig einen stilistischen Rückschritt und einen qualitativen Fortschritt darstellt (besonders in Bezug auf die Unvorhersehbarkeit des Materials), bleibt am Ende der guten Dreiviertelstunde Spielzeit nicht dieses Wow-Gefühl. „Synviljor“ begeistert und verdient sich damit seine acht Punkte (im Gegenzug zu „Skuggflock“, dessen Wertung sich auf lange Sicht nicht bestätigt hat, prophezeie ich diesem Album, dass es länger im Gedächtnis bleiben und öfter in der Anlage langen wird), aber es haut nicht um. Ja: „Synviljor“ wird öfter und länger rotieren als „Skuggflock“. Aber ob ich in vier Jahren noch dazu greifen werde, sobald die Außentemperatur in den Minusbereich sinkt, wie ich es bis heute bei „Till Stilla Falla“ und „Ensamhetens Andar“ tue, das wage ich zu bezweifeln.

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24.11.2018

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