Dass Black Metal aus Osteuropa nicht zwingend mit vor sich hin dudelnder Folkmusik versehen sein muss und auch fernab jeglicher politischer Irreführungen funktionieren kann beweist Damian T.G.s Soloprojekt STIELAS STORHETT mit dem ersten Lebenszeichen „Vandrer…“ ohne mit der Wimper zu zucken.
Dass es dem aus Russland stammenden Alleinverantwortlichen dabei gelungen ist, wie offenbar angestrebt möglichst nordisch zu klingen, zeigt sich bereits nach den ersten Hördurchgängen: „Vandrer…“ klingt verdammt nach alter norwegischer Schule und lange nicht so, wie man es in Anbetracht des Herkunftsortes vermuten könnte.
Weniger überraschend dabei ist es wohl für den aufmerksamen Leser, dass sich das eine gute Stunde umfassenden Debutalbum (auf Demo- oder Promoveröffentlichungen im Vorfeld wurde schlicht verzichtet) vor Allem an den älteren Werken von BURZUM und DARKTHRONE orientiert. Um eins gleich vorweg zu nehmen: Glücklicherweise zieht es STIELAS STORHETT dabei vor, das eigene Material auch eigen klingen zu lassen und „Unholy Black Metal“ (in einer Blastbeatversion) und „Erblicket Die Töchter Des Firmaments“ einfach „nur“ zu covern. Die 8 eigenen Songs klingen dabei, trotz aller Nähe zum norwegischen Stil, erfrischend kraftvoll und eigenständig. T.G. scheint ein gutes Händchen für funktionierende Riffs zu haben, und schafft es mich durch stimmige Arrangements und Abwechslungsreichtum bei Laune zu halten. Neben typischem Sägegitarrenriffing und Polterschlagzeug (erfreulicherweise wurde auf einen Drumcomputer verzichtet) scheut man sich ebenfalls nicht vor Ausflügen in groovigere Gefilde („Ihr Königreich“) oder dem Einsatz von Akustikgitarren („Stille Weiße Wildnis“). Die häufig vorkommenden depressiv wirkenden Passagen werden dabei im Gegensatz zu manch anderem Genrevertreter durch eine melodievorgebende Leadgitarre, die gelegentlich wage an KATATONIA zu erinnern scheint, erzeugt. Stimmlich erinnert mich T.G. dabei an einen „besseren Kanwulf“ zu „Geliebte Des Regens“- Zeiten (die Texte sind im Übrigen in bester BURZUM-Manier komplett in Deutsch verfasst) und kommt angenehm verhallt und unverständlich rüber. Der mit einem gewissen rohen Charme versehene Sound weiß dabei den Stil der Einmannprojektes gut in Szene zu setzen und rundet den insgesamt mehr als ordentlichen Eindruck ab.
Klar, STIELAS STORHETT erfindet das Black-Metal-Rad nicht neu und über den Nutzen der beiden Coverversionen lässt sich sicherlich streiten. Wer allerdings Lust auf abwechslungsreichen Black Metal der alten Schule hat, und zudem auch noch was mit melodisch-depressiven Leadgitarren anfangen kann, wird mit „Vandrer…“ sicherlich seinen Spaß haben.
Vom ersten Lied an zeigt Herr Damien wie bekonnt er seine Elektrostreikaxt schwingen kann und dabei bleibt es über die meiste Zeit des Albums so. Irgendwie muss man sich dazu zwingen sich das winterliche Nordrussland dazu vorzustellen, der Musiker scheint auch mit seinen Gedanken wo anders zu verweilen. Man wird zuoft von den progressiven Passagen abgelenkt, zwischendrin gibt es einpar saugeile Kreissägefahrten und Rythmen aber es wechselt sich viel zu oft ab ohne Leitgedanken. Bei Nymane hört man heraus was im Studio nebenan aufgenommen wurde und die Pornodarstellerin wird auch noch namentlich als Künstlerin erwähnt.
Die Lyric von Vandrer ist nicht besonders hervorzuheben, vergleicht man es zum Beispiel mit denen von Paysage d`hiver. Seltsam ist auch was er bei zwei Versen pro Lied soviel krächzt?
Sehr gutes und emotionales Album. Empfehlenswert.