Steve Walsh - Shadowman

Review

Dass STEVE WALSH auf seinem Solowerk „Shadowman“ nicht selten progressive Töne zum Besten gibt, ist auf den ersten Blick schon ein wenig verwunderlich. Wenn man bedenkt, dass der Mann als Sänger der Rocklegende KANSAS bisher deutlich seichtere und eingängigere Abteilungen bedient hat, ist die hier gebotene Kost irgendwie schon ein erfreuliches Unterfangen, die bekannten Regionen etwas erweitern zu wollen.

Alles wunderbar also? Nicht wirklich, denn schon beim Opener „Rise“ fällt sofort auf, dass der Herr WALSH auch nicht mehr der Jüngste ist und seine Stimme nicht mehr tadellos rüberkommt. Die Musik des ersten Songs ist ebenfalls nicht so das Gelbe vom Ei und wenn man es dann zusammengefasst betrachtet, ist der Opener, mit seinen pseudoharten Parts und dem fürchterlich tuckernden Keyboard, ein ziemlicher Griff ins Klo geworden.

Als Nächstes folgt das Titelstück und schlägt fast schon eine 180°-Wendung ein. Lied eins und zwei stehen sich wie Feuer und Wasser gegenüber. Ein klasse Song, der sich musikalisch im Melodic-Rock-Bereich ebenso bedient wie im Progressive Rock und hier stimmt einfach alles. STEVE WALSH überstrapaziert seine Stimme nicht und bleibt in dem Rahmen, den er noch voll und ganz bewältigen kann. Er singt in Gefilden, die sein Organ noch locker bringt und lässt den Feinheiten seiner Stimme freien Lauf. Der Gesang erinnert mich sogar ein wenig an GARY MOORE zu seinen Metal-Zeiten oder dessen Projekt BBM.

Bei Lied Nummer drei wird dann das progressive Element wieder weitestgehend außen vor gelassen und reiner Melodic Rock geboten, der mit sauberen Gitarrenlinien punkten kann und Freunde von THUNDER und JIMMY BARNES gefallen dürfte. „Keep On Rockin´“ bringt danach genau das, was der Name verspricht. Old School Hardrock, auch besser bekannt unter dem Banner AOR. Allerdings schafft es dieses Stück nicht mit Klassikern des Genres mitzuhalten. Stilistisch würden eventuell LITTLE CAESAR als Vergleich passen.

Dann geht es langsam bergab. STEVE WALSH versucht mit dem Akustikstück „Pages Of Old“ sein Glück, einem Stück, das nicht nur musikalisch zum gähnen ist, sondern auch gesanglich absolut unter aller Würde für einen Sänger wie ihn ist. Mit „Hell Is Full Of Heroes“ folgt der absolute Nullpunkt des Albums und ich frage mich ernsthaft, ob der Mann hier bei vollem Verstand war?! Techno-Rythmen werden mit Hardrock kombiniert, was in diesem Falle einfach nur in die Hose gehen kann und auch die gut gemeinten, rockigen Zwischenparts machen aus dieser Gülle kein akzeptables Lied mehr.

Das vorletzte Stück „After“ ist gleich nach dem Titelstück „Shadowman“ das musikalisch zweitbeste Stück des Albums und zugleich mit über neun Minuten auch das Längste. Symphonic Rock paart sich mit AOR und lupenreinem Hardrock der moderneren Machart. Gute Melodien und klasse Refrains vermisst man zwar auch hier, aber in anbetracht der restlichen Leistung auf dem Album ist „After“ durchaus akzeptabel. Den Abschluss bildet „The River“, eine fürchterliche Schnulze, die selbst für KANSAS-Verhältnisse etwas zu schmalzig wäre. Auch hier ist die Gesangsleistung von STEVE WALSH alles andere als rosig und es ist fast schon entsetzlich mit anzuhören, wie alt und verbraucht seine Stimme teilweise klingt…

Das einzige Stück, das auf diesem Album wirklich überzeugen kann, ist „Shadowman“. Ich denke, STEVE WALSH weiß schon, warum er das Album so benannt hat. Der Rest ist mangelhaft bis sehr enttäuschend und somit ein gescheiterter Versuch, mit Experimenten und nicht festgelegten Mitteln einen (für ein Soloprojekt nötigen) Kontrast zu KANSAS zu schaffen, um aus dem Schatten dieses großen Namens zu treten.

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26.11.2007

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