Steve Lukather - Bridges

Review

Bei dieser Review sind unsere werten Leser gefragt: Gibt es einen populären Musiker, der an mehr Releases beteiligt war als STEVE LUKATHER? Höchstens Legenden vom Schlage eines FRANK ZAPPA oder JOHNNY CASH können mit dem schieren Overkill an Veröffentlichungen mithalten, die der Amerikaner zu verbuchen hat. Dass er große Teile des bestverkauften Albums aller Zeiten eingespielt hat, ist den meisten Musikfans ebenfalls klar: „Thriller“ wäre nicht das Werk, welches es ist, wenn es STEVE LUKATHER nicht gegeben hätte. Neben der Beteiligung an aberhunderten Alben, Soundtracks und Werbejingles sowie einer Vielzahl von Jobs als Produzent, unterhielt der TOTO-Gitarrist eine Solokarriere, die mit Unterbrechungen schon von 1989 an läuft. Gemeinsam mit einigen bekannten Weggefährten legt er mit „Bridges“ nun seine neunte Soloscheibe vor.

STEVE LUKATHER: Ein gesegnetes Talent

Da sich STEVE LUKATHERs Hauptband geschworen hat, keine Studioalben mehr einzuspielen, ist „Bridges“ einfach das nächstbeste Ding. Weil die Scheibe in Zusammenarbeit mit seinen Kollegen David Paich und Joseph Williams entstanden ist, werden sich die Fans von TOTO wie zu Hause fühlen. Es dominiert wunderbar eingängiger Prog-Pop und ein absolut relaxter Vibe. Der Opener „Far From Over“ entstand in Zusammenarbeit mit Lukathers ältesten Sohn Trevor und mischt die wunderbar eingängigen Gesangslinien seines Vaters mit einem Drive, der dem Rest der Songs etwas abgeht.

Zwar ist der zweite Song, „Not My Kind Of People“ ebenfalls relativ heavy, doch irritiert er mit einem seltsamen Text und einer zynischen Attitüde. Doch zum Glück schafft „Someone“ direkt Abhilfe: Butterweiche Clean-Gitarren treffen auf verspielte Keyboards, Violinen-Sounds und tolle Leads. Der verträumte Refrain befördert den Hörer sofort in den siebten Himmel der 80er-Nostalgie. So geht TOTO!

TOTO, wir sind nicht mehr in Kansas

Eine Ballade wie „All Forevers Must End“, könnte so auch auf einem ELTON JOHN Album platziert werden und wäre ein großer Hit gewesen, wenn sie in den 80ern veröffentlicht worden wäre. Nach dem herrlichen AOR-Rocker „When I See you again“, verändert sich die Marschrichtung des Albums allerdings abrupt: „Take My Love“ ist ein lupenreiner Blues, der auch GARY MOORE gut zu Gesicht gestanden hätte. Mit „Burning Bridges“ bekommt der Zuhörer direkt einen weiteren Song dieser Art, welcher nur etwas rockiger als sein Vorgänger ist.

Nach knapp 36 Minuten ist mit „I’ll never know“ bereits Schluss. STEVE LUKATHER hat mit diesem Song ein Finale geschaffen, welches leider etwas underwhelming ist. Der Qualität der meisten Songs tut dieser kleine Ausrutscher allerdings keinen Abbruch. „Bridges“ ist die Summe der Erfahrung eines Musikers, der überhaupt niemanden etwas beweisen muss und sich auf seine Stärken besinnt. So inspiriert wie auf dieser Platte klangen Lukathers Leadgitarren und Vocals schon lange nicht mehr.

Eine Brücke oder ein Ende?

Der Kopf von TOTO machte vor kurzem eine persönliche Hiobsbotschaft publik: Er scheint langsam sein Gehör zu verlieren. Der Schock sitzt natürlich nicht nur bei den Fans seiner Stammband ziemlich tief – die Welt der Musik wäre ohne den sympathischen Amerikaner schließlich eine andere. Doch egal wie seine gesundheitliche Lage tatsächlich aussieht: Wenn es das mit „Bridges“ gewesen sein soll, hat STEVE LUKATHER ein selbstbewusstes Schlusswerk hingelegt, welches sich vor nichts und niemanden verstecken braucht.

 

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26.07.2023

Werbetexter und Metalhead aus NRW.

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