Steve Hackett, Gitarrist der klassischen GENESIS Besetzung, glaubt wohl selbst nicht mehr an eine Reunion der Kultband im Prog-Line-Up (mit Peter Gabriel, Phil Collins, Mike Rutherford, und Tony Banks). Für eine Dokumentation konnte man die Mitglieder nach fast 40 Jahren wieder in einen Raum versammeln, aber das war es dann auch schon. Der gute Mann ist nun schon einige Zeit mit „Genesis Revisited“ unterwegs, und im Rahmen dieser Shows spielte er am 24. Oktober 2013 in der Londoner Royal Albert Hall und erfüllte sich damit einen eigenen Traum – er war vorher nie dort aufgetreten.
Überhaupt ist Steve Hackett über all die Jahre dem Progressive Rock treu geblieben und veröffentlicht immer wieder gute Alben, die aber kommerziell weniger erfolgreich sind. Und so ist es auch völlig in Ordnung, wenn er sich immer wieder auch mit seiner ehemaligen Band beschäftigt und den zahlreichen Fans die Möglichkeit gibt, GENESIS-Songs nochmals Live zu hören. „Genesis Revisited: Live At The Royal Albert Hall“ ist von der Setlist etwas umfangreicher als „Genesis Revisited: Live At Hammersmith“ (Oktober 2013) und beinhaltet natürlich die Frühphase der Prog Rock Vorreiter, und keinerlei Eigenkompositionen.
Die Band präsentiert sich perfekt aufeinander eingespielt, der Sound ist Bombe, die eingefangenen Publikumsreaktionen typisch britisch gediegen. Hackett, der sich bei GENESIS nicht immer künstlerisch durchsetzen konnte, lagen diese Konzerte wahrscheinlich ziemlich am Herzen, und es ist ihm nun möglich, seine Gitarre so einzusetzen, wie es ihm immer vorschwebte. Das Ganze klingt dadurch eine Spur rauer und rockiger. Mit seiner Interpretation gelingt es ihm, aus einem der größten GENESIS Klassiker überhaupt, „The Musical Box“, fast schon Metal zu machen, er haucht diesem Stück mit seinem fantastischen Spiel neues Leben ein. Weiter bekommt man Quasi-Live-Premieren von dem Klassik beeinflussten „The Fountain Of Salmacis“, „Ripples“, „Carpet Crawlers“, „The Return Of The Giant Hogweed“ und „Horizons“. Und die illustren Gäste veredeln die Stücke noch weiter. Ray Wilson singt mit seiner wunderbar warmen Stimme „Carpet Crawlers“ (hatte er auch bei der Studio-Neueinspielung) und “ I Know What I Like“. Ray schafft die Nummern mit Bravour und meistert sogar die hohen Stimmlagen, wobei er hier sicherlich an seine Grenzen gestoßen ist. Beim epischen „Supper’s Ready“ vermisst man aufgrund der limitierten Bandbreite allerdings schon Peter Gabriel, auch wenn Nad Sylvan schon gut bei Stimme ist, vor allem zu hören im erhabenen „Afterglow“. Und sonst? Rob Townsend gefällt mit seinem Einsatz von Saxophon und Flöten, wobei vor allem die Querflöte gern an Ian Anderson erinnert. Roine Stolt (THE FLOWER KINGS) bereichert mit seinem unverkennbaren Gitarrensound und rauem Solo „The Return Of The Giant Hogweed“. „Ripples“ wird vom klaren Gesang von Amanda Lehman veredelt.
„Genesis Revisited: Live At The Royal Albert Hall“ bringt unterm Strich nicht weltbewegend neues, lohnt sich aber für all jene, die sich die kleinen Selbstständigkeiten von Steve Hackett anhören möchten.
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