In den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts durfte STEVE HACKETT den großartigen GENESIS als Lead-Gitarrist seinen Stempel aufdrücken. Dies sollte an sich schon Beweis genug für das Talent und die Fähigkeiten des Mannes sein. Doch auch seine Karriere als Solo-Künstler geizt nicht mit Highlights. Nachdem das im Frühling erschienene „Live Rails“-Album es leider nicht schaffte, authentisches Konzert-Flair zu vermitteln, steht nun mit „Beyond The Shrouded Horizon“ das nächste Studio-Album auf dem Plan.
Album- und Song-Titel verraten es bereits: Der Brite wagt einen Blick „hinter den verhüllten Horizont“ und nimmt den Zuhörer mit auf eine musikalische Weltreise. Entsprechend vielseitig sind die Stücke geworden. Ist der Opener „Loch Lomond“ ein weitestgehend klassischer, aber jede Menge schottisches Highland-Flair atmender Rocker, so findet sich „Til These Eyes“ in luftigen Singer/Songwriter-Gefilden wieder. „Between The Sunset And The Coconut Palms“ spiegelt mit seinem sphärischen Electro-Gesang und seinem getragenen Akustik-Gitarren-Arrangement romantische Südsee-Sonnenuntergänge wieder, bevor „Waking To Life“ mit treibendem Rhythmus und Sitar-Klängen unweigerlich an indisches Bollywood-Kino denken lässt.
Anschließend geht die Reise über den Nahen Osten („Two Faces Of Cairo“) zurück in die westliche Zivilisation. Hier leistet sich Hackett mit dem eher langweiligen Blues-Groover „Catwalk“ einen leichten Durchhänger. Auch die teils sehr kurzen instrumentalen Zwischenspiele zeigen verschiedenste Weltmusik-Einflüsse und machen überwiegend Spaß, wenn sich auch nicht jedes Stück als Hit entpuppt. Die große Stärke von Steve Hacketts Gitarrenspiel liegt darin, den Zuhörer selbst in schwächeren Momenten zu fesseln und wenig später mit ganz großem Ohrenkino umso stärker zu belohnen. Dass der Gitarrist sich dabei niemals in prätentiösen Frickel-Orgien ergeht, macht ihn nur umso sympathischer.
Am meisten beeindruckt auf „Beyond The Shrouded Horizon“ der epische Schlusstrack „Turn This Island Earth“, bei dem STEVE HACKETT jegliche Bodenhaftung verliert und eine abgespacte Reise bis ins Weltall antritt. Hier werden wirklich alle Prog-Rock-Register gezogen und ein phänomenales Ideenfeuerwerk zelebriert, das bei aller Verspieltheit niemals langweilig oder beliebig wirkt. Hier könnten sich die meisten anderen Prog-Rocker eine ordentliche Scheibe abschneiden.
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