Sterbehilfe - Sterbehilfe

Review

Der Grind-Fan gelangt schnell an den Punkt, an dem er so gut wie jeder Form auditiver Grenzüberschreitung gleichgültig gegenübersteht. Nichts ist schnell, extrem usw. usf. genug, um seinen Vorlieben gerecht zu werden. Mittlerweile wurde eine Ebene erreicht, von der an selbst die harschesten Blast-Bombardements, das fieseste und derbste Geschrei lediglich mit einem Achsel zuckenden „Und nun?“-Ausruf abgetan werden. Eine nicht zu verleugnende Eigentümlichkeit extremer Musik, insbesondere eine der Grind-Thematik. Sie lebt vom schnellen Vergehen, davon, dass sie sich mit überirdischer Rasanz selbst überholt. Auch „Sterbehilfe“, dem nach langer Auszeit ersten Lebenszeichen der süddeutschen Truppe, ist kein Album, das reihenweise Kiefer aushebelt, Adern hervorquellen lässt oder gefährdete Bypass-Patienten in sorgenvoller Voraussicht veranlasst die Lautstärke auf ein Minimum zu reduzieren. Das nicht. Dafür reicht die Aufbereitung erfolgreicher Patentrezepturen nicht aus, die Pionierzeiten liegen nunmehr auch schon gute zwanzig Jahre zurück, die Steigerung ist längst kein Maßstab mehr. Doch der kompromisslose und bissige Grindcore der Sterbehelfer bereitet Freude und ist mehr als nur ein ängstliches Kreisen um altehrwürdige Traditionen. Die Band entstand, das sei hier angemerkt, inmitten der ersten Welle Ende der Achtziger und darf somit selbst als ein Teil der Tradition betrachtet werden.

STERBEHILFEs „Scarecore“, ein treffender Genre-Begriff, lebt von jenen alten Traditionen, die einst mit „Scum“ und den zahlreichen, teilweise längst in Vergessenheit geratenen Alben ihren Ursprung fanden. S.O.B., HERESY und vor allem ANAL CUNT sind als Vergleiche und unverkennbare Einflüsse zu nennen, mit denen man sich über die gesamte, mit etwas über 17 Minuten sehr kurze Spielzeit Gefechte liefert. Drei Akkorde, kurze Blasts und markerschütternde Laute, mehr Schreitherapie als Gesang, und Nerven vertilgende Noise-Elemente sind Pfeiler, die den Wahnsinn von der Stange brechen. Dabei klingt alles so herrlich schräg und spontan, der Geist des frühen Grinds wird in gekonnter Manier durch die Boxen gepresst. Noch schneller und extremer lässt sich solche Musik nicht spielen. Innovation hin oder her, mit Feldversuchen ist eh nur noch sehr selten zu rechnen, aufregend und unterhaltsam sind die 21 Songs (darunter zwei Coverversionen von WARSORE) der STERBEHILFE allemal. Ein kurzweiliges Vergnügen, dass vor allem auf der Bühne vor rasendem Publikum seine vollständige Entfaltung findet.

20.08.2007

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