Steppendoom - SteppenDoom

Review

Im Bereich der Tontechnik ist Marc Urselli keineswegs ein unbeschriebenes Blatt. Als dreimaliger Grammy-Gewinner und beteiligt bei weit über 100 Produktionen in verschiedenen musikalischen Veröffentlichungen, blickt der Schweizer auf einen großen Erfahrungsschatz, den er aktuell mit einem Projekt erweitert, an dem er bereits einige Jahre tüftelt: „SteppenDoom“. Dabei geht es um die Verschmelzung zweier Welten, deren Bindeglied der gutturale Gesang ist. Zum einen als im Metal-Bereich durchaus gängiger Vocal-Stil und auf der anderen Seite im Sinne von traditioneller Volksmusik bestimmter Volksstämme, welche entsprechende Kehlkopftechniken anwenden.

Kehlkopfgesang meets Doom

Da Urselli selbst bisher nur mit ein paar Releases im breit gefächerten Gebiet des Heavy Metal Erfahrungen gesammelt hat, führt er auf „SteppenDoom“ Experten aus beiden Sektoren ins Feld und bringt diese zusammen. Die Liste metallischer Protagonisten (z.B. Matt Pike von SLEEP oder Aaron Aedy von PARADISE LOST) ist ebenso groß wie jene von eingesetzten Spezialisten im Kehlkopfgesang, sodass hier eine eigenwillige Mixtur entsteht, deren Nonkonformität auch dem Leader hinter dem Projekt eindeutig bewusst zu sein scheint. Nicht umsonst wird hier bereits im Vorfeld darauf hingewiesen, dass man sich der dargebotenen Klangkunst vollkommen öffnen müsse.

Die Frage, wer in welchem Zustand für „SteppenDoom“ Gefallen entwickeln könnte, ist unter Berücksichtigung des harten musikalischen Tobaks auf der Platte sicherlich nicht unberechtigt. Die ersten beiden Stücke „Etugen Eke & Od Ana“ sowie „Garuda Khuresh“ sind vielleicht noch die eingängigsten Parts auf dem Album und offenbaren im Wesentlichen endlos schleppende Riffs, die mit Percussions und teilweise traditionellen Holzblasinstrumenten untermalt sind. Ein weiteres Puzzleteil dabei sind die meditativen Kehlkopfgesänge der in jedem Song unterschiedlich eingesetzten Vocalisten.

Mit „SteppenDoom“ und Acid nach Melmak

Das Ganze wird dann mit den Beiträgen von Johannes Persson (CULT OF LUNA) und Steve Von Til (NEUROSIS) noch eine Spur extremer, experimenteller, weltfremder. Auf Acid oder Pilzen könnte „SteppenDoom“ bestimmt hervorragend funktionieren, mindestens jedoch sollte eine Affinität zu experimentellem Funeral Doom Metal vorhanden sein. Auch die Gesänge werden im Nachfolgenden schamanischer und erscheinen im Einklang mit der instrumentalen Untermalung schon in der Lage, einen Drogentrip zu unterstützen. Wer dann noch gar nicht genug hat, der lässt sich von dem über 30-minütigen Bonustrack „A-dkar Theg Pa“ endgültig auf Melmak schießen.

In jedem Song übernimmt Projekteigner Marc Urselli den Bass, Gitarren, Keyboards und Percussions, während er zusätzlich von mindestens einem Metal-Musiker und einem professionellen Kehlkopfsänger Zuarbeit erhält. Mit „SteppenDoom“ ist letztendlich ein zweifellos einzigartiges Werk herausgekommen, das mit Metal nur noch beiläufigen Kontakt hat und stattdessen von seiner visionären Idee und besonderen Atmosphäre lebt. Da man sich hier derart weit fernab aller gewohnten Rahmen befindet, muss hier jeder wertungsfrei für sich selbst entscheiden, ob dieser Trip eine Reise wert ist.

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16.11.2022

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