Das Cover? Übler Kitsch. Die Songtitel? „Hammer Of Agony“, „The Warrior’s Path“, „Spirit Of Victory“. Der Promozettel? Fabuliert von einem 10-Punkte-Album des Genres. Oha, da schrillen die Alarmglocken und lassen Schreckliches befürchten … aber ruhig bleiben, abwarten, vielleicht können STEIGNYR ja positiv überraschen und „The Prophecy Of The Highlands“ ist gar nicht so verkehrt. Doch knapp 50 Minuten später ist Ernüchterung eingekehrt: Das Ganze ist mit viel Wohlwollen bestenfalls unteres Mittelmaß.
Dabei stört viel weniger die Tatsache, dass STEIGNYR auf den bereits ziemlich ausgelutschten Pfaden des Pagan und Folk Metal wandeln. Auch da gibt es nach wie vor immer wieder mal richtig gute Bands zu entdecken. Aber wie dreist sich die Katalanen bei den Großen des Genres hier bedienen – oder darf man sagen klauen? –, das ist schon ziemlich grenzwertig. Denn im Prinzip kennt „The Prophecy Of The Highlands“ leider nur zwei Vorbilder: ELUVEITIE und ENSIFERUM. Zweifelsohne gute Bands, aber wenn man die quasi nur 1:1 kopiert, zeugt das jetzt nicht gerade von überschäumender Kreativität. Das Ganze wird auf jedem Pagan- oder Heidenfest ganz sicher funktionieren, aber diese Tatsache ist ja leider alles andere als ein Qualitätsmerkmal. Schon das Intro „The Valley Of The Dragons“ und das darauffolgende „Sons Of Earth“ geben die Marschrichtung ziemlich exakt vor. Da wird der Baukasten der großen Schweizer Vorbilder hemmungslos geplündert, einzig die growlende Stimme macht den Unterschied. Das war es dann auch schon. Auch etwas NIGHTWISH-Bombast wie in „Wild Land“ oder die immer wieder eingestreuten weiblichen Gesänge machen die Songs leider nicht besser. Ganz im Gegenteil, denn gerade der Frauengesang wirkt meistens ziemlich aufgesetzt und gleitet gemeinsam mit dem männlichen Klargesang sogar ins Schiefe ab. Menschenskinder, sowas muss einem doch auffallen! Auch wenn STEIGNYR sich an ENSIFERUM orientieren, geben sie leider kein besseres Bild ab. Am dreistesten abgekupfert wird bei „The Last Era“ – der Song könnte auch problemlos „Dragonheads Pt. II“ heißen. Und wenn man sich dann in „The Awakening Of Revenge“ schon mal entschließt, relativ eigenständig zu agieren, dann sollte man das bitte auch bis zum Ende durchziehen. Da starten STEIGNYR recht verheißungsvoll, um dann umzuschwenken und SUIDAKRA zu imitieren. Sorry Leute, aber es ist alles andere als einfach, dafür Verständnis aufzubringen.
Sicherlich kann man nicht von jeder Band Innovationen am Fließband erwarten. Und ganz gewiss gilt auch heute noch die alte Weisheit „Besser gut geklaut als schlecht selber gemacht“. Doch wenn man wie STEIGNYR so offensichtlich die genannten Bands des Genres kopiert, dann sollte man sich auch über schärfere Kritik nicht wundern. Andere Bands machen das ja auch, aber die kriegen das irgendwie charmanter und glaubwürdiger hin. „The Prophecy Of The Highlands“ klingt nicht nach Herzblut, sondern eher nach geschäftlichem Kalkül. Damit ist man von der Spitze des Pagan Metal ungefähr genauso weit entfernt wie der Dudelsack normalerweise von Katalonien.
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