Steel Prophet - The God Machine

Review

Soundcheck April 2019# 18

Und das Line-up-Karussel dreht sich und dreht sich. Prinzipiell ja nichts neues, bei den Amis von STEEL PROPHET. Auch Rick Mythiasin verließ die Band nicht zum ersten Mal, dennoch ist ein Wechsel am Gesangsposten irgendwie immer etwas besonders einschneidendes. Relativ überraschend dürfte für viele die Verpflichtung von R.D. „Lia“ Liapakis (u.a. MYSTIC PROPHECY) gekommen sein, die erst vor kurzem bekannt gegeben wurde. Unklar blieb bis jetzt aber, welche Rolle er genau spielen würde. Wie groß wird sein Einfluss auf die neuen Songs auf „The God Machine“ letztlich sein?

STEEL PROPHET klangen noch nie so deutsch

Schon der eröffnende titelgebende Track beantwortet die Frage ein gutes Stück weit: Ziemlich groß! STEEL PROPHET klangen vermutlich noch nie so deutsch, wie in diesem Song. Ja, hier finden sich doch zahlreiche Parallelen zu klassischen teutonischen Hartwurst-Kapellen, natürlich auch zu Lias eigentlicher Hauptband. Dieser zeigt aber auch gleich, was er zu leisten imstande ist. Neben seinem typischen rauhen Gesang schafft er scheinbar mühelos auch höhere Passagen und sogar High-Pitched-Screams. Die Produktion, für die Liapakis gemeinsam mit Bandkopf Steve Kachinsky ebenfalls verantwortlich zeichnet, tönt im Übrigen extrem druckvoll und setzt das Material passend in Szene.

„Crucify“ nimmt dann zumindest ein wenig Geschwindigkeit raus und die Gitarren treten stärker in den Vordergrund. Der US-Metal-Einfluss kommt etwas mehr zur Geltung und in der zweiten Hälfte öffnet sich die Nummer zunehmend. Die Befürchtung, dass STEEL PROPHET jetzt ein neuer PRIMAL FEAR-Klon werden, ist also zumindest schon einmal unbegründet. Das zeigt auch das noch am stärksten amerikanisch klingende „Thrashed Relentlessly“, dessen Haupt-Riff sich auch tatsächlich aus Thrash-Gefilden bedient. In „Dark Mask / Between Love And Hate“ bewegen wir uns dann erstaunlicherweise sogar in Richtung Hard Rock und Lia klingt plötzlich wie eine Mischung aus Bryan Adams, in den ruhigeren Passagen, und Jørn Lande, wenn es ein wenig mehr abgeht. Der extrem eingängige Refrain zeigt aber, dass die Herren auch diese Stilrichtung durchaus beherrschen.

Auch der melodische Mid-Tempo-Bereich ist in Form von „Damnation Calling“ abgedeckt. Was zunächst ein wenig stampfend beginnt, wird gen Ende erfreulicherweise aber deutlich leichtfüßiger, was der Abwechslung auf dem Longplayer erneut zugutekommt. Dies gilt im Übrigen für viele Songs. Es tauchen immer wieder Elemente auf, die den Sound auflockern und ansonsten vielleicht durchschnittliche Nummern stark aufwerten – so auch das galoppierende MAIDEN-Riff in „Soul Hunter“ oder die flirrenden Gitarren im Mittelteil der ansonsten eher langweiligen Power-Ballade „Buried And Broken“.

Mit „Lucifer / The Devil Inside“ und „Life = Love = God Machine“ geht es dann nochmal sehr kernig, aber eben auch wieder extrem eingängig zur Sache. Der starke Eindruck des Materials wird hier weiter untermauert. Den einzigen wirklichen Qualitätsabfall stellt „Fight, Kill“ dar, in dem, vor allem wegen seines viel zu langen Intros, letztlich einfach zu wenig passiert.

Enttäuschung für die einen, ein starkes Stück Power Metal für die anderen – „The God Machine“

Wie bewertet man „The God Machine“ nun? Im Kontext der gesamten Diskographie ist natürlich ein starker Unterschied bemerkbar. STEEL PROPHET haben im Jahr 2019 deutlich an Kauzigkeit eingebüßt und sind nun eher irgendwo zwischen klassischem Power Metal, Hard Rock und einigen Überbleibseln des US-Metal verortet. Für einige alte Fans dürfte das Album also eine Enttäuschung sein, da bisherige Trademarks, vor allem der eigenwillige Gesang von Rick Mythiasin und die teilweise durchaus progressive Ausrichtung, hier einfach fehlen.

Lässt man die Vergangenheit aber einmal Vergangenheit sein, betrachtet „The God Machine“ einfach isoliert und lässt die Songs auf sich wirken, offenbart sich ein wirklich großartiges Album, dass viele andere, auch durchaus alteingesessene, Vertreter traditioneller Metal-Klänge streckenweise ziemlich alt aussehen lässt. Erfreulicherweise versucht Neuzugang Liapakis auch nicht, seinen Vorgänger in irgendeiner Weise zu kopieren, was vermutlich in die Hose gegangen wäre. Wer auf der Suche nach einem abwechslungsreichen, top produzierten Power-Metal-Album mit ein wenig US-Kante und einem extrem guten Sänger ist, das sowohl ordentlich Arsch treten kann, als auch gleichermaßen melodiös daherkommt, der darf bedenkenlos zugreifen.

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16.04.2019

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