Steel Panther - On The Prowl

Review

Beim Wort Zenit dürften sowohl Glam-Metal-Bands als auch deren Fans zusammenzucken. Der Niedergang des Genres Anfang der 1990er-Jahre ist eng mit dem lange zurückliegenden Überschreiten jenes verbunden, was zwangsläufig mit der musikalischen Entwicklung ihrer Akteure zusammenhängt. Da die Renaissance dieser Subszene schon länger andauert als die klassische Phase stellt sich die Frage, ob sich das Genre wieder totgelaufen hat.

Der Blick richtet sich da auf STEEL PANTHER als die wichtigste neue Glam-Metal-Band der letzten 20 Jahre. Dank ihres Debüts „Feel The Steel“ wurde das Genre wieder im Mainstream wahrgenommen. Doch seit Erscheinen des 2017er Albums „Lower The Bar“ ist ein Abwärtstrend zu erkennen: Die Verkäufe gehen zurück, die Kritiker:innen quittieren die neuen Alben zunehmend mit Achselzucken und allgemein wird die Band egaler. Die Band steht nun vor einem tatsächlichen Umbruch, nachdem sich Gründungsmitglied Lexxxi Foxx ins Familienleben zurückgezogen hat.

„On The Prowl“ zeigt die Band wandlungsfähig wie die Großen

Doch auch, wenn man sich über lange Zeit nicht mit der Band beschäftigt hat, ist das kein Problem, Zugang zu der Platte zu finden: Auf „On The Prowl“ bedienen sie weiterhin den Stil, den sie vor zehn Jahren auf „All You Can Eat“ ausdifferenziert haben. Trockener Glam Metal mit modernen Anleihen und kriminell eingängigen Refrains. Es gibt jedoch wenig Abwechslung. Einige Powerballaden und den Rausschmeißer „Sleeping On The Rollaway“ lockern den Wust auf. Es ist vor allem dem Gitarristen Satchel zu verdanken, der durch sein variables Gitarrenspiel vielen Songs zumindest oberflächlich eine eigene Note aufdrückt.

Ein weiterer Pluspunkt ist das Händchen fürs Songwriting. Denn trotz der Überraschungslosigkeit des Albums schaffen es die Stahlpanther, angenehm unaufdringliche Mitsingrefrains zu schreiben. und natürlich setzen sie sich schnell im Kopf fest, doch sind dabei nicht so simpel aufgebaut, dass man sich mit der Hand vor dem Kopf schlagen muss.

No one once got canceled for the things that they say“

Die textliche Ebene könnte man mit einem Achselzucken abhaken, doch die Entwicklung der Band ist interessant: Die Homophobie von „Death To All But Metal“, der Rassismus von „Asian Hooker“ oder die Übergriffkeit von „Bukkake Tears“ finden sich nicht mehr, doch das spricht nicht für ein gestiegenes Niveau der Witze. Sie ziehen denselben Humor durch, der auch die letzten Alben kennzeichnete: Koketterie mit einem überzeichneten Machogehabe und der Verweis auf, hihihi, Sex. Doch am Ende hat es zwangsläufig etwas ironisches, wenn ein stark geschminkter 57-jähriger darüber singt, dass er lieber Sex mit der Frau von ihrer Instagram-Seite hätte als mit ihr selbst.

STEEL PANTHER muss man zugestehen, dass sie es dank ihrer Erfahrung und erarbeiteten Talent schaffen trotz aller Vorhersehbarkeit gut funktionierende Songs zu schreiben. Allerdings können die sich nicht von der restlichen Diskografie abheben. Das macht die Band aber eher zu einen Kandidaten für die Festivalbühne anstatt für einen eigenen Reiter im Plattenladen, weswegen auch von diesem Album wohl maximal drei Songs Einzug in die Setlist finden werden.

17.02.2023
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