Wer bei dem Bandnamen STEEL ENGRAVED an typischen Power Metal teutonischer oder europäischer Prägung denkt, liegt gleichermaßen goldrichtig. Das niederbayrische Quintett legt mit “On High Wings We Fly” bereits sein zweites Album vor und macht dabei gar keine so schlechte Figur. Schon für das erste Demo “Fuel For Life” und das Debütalbum “State Of Siege” konnte die Band positive Kritiken einfahren und sich ein Standing im Underground sichern. Mit dem offiziellen Zweitwerk soll nun der nächste Schritt gemacht werden.
Der ist durchaus drin, denn eine Tour als Support von ICED EARTH ist bereits gebucht und auch die Musik auf “On High Wings We Fly” entspricht internationalen Standards. Dabei verhehlen STEEL ENGRAVED ihre Vorbilder nicht. Die heißen eindeutig EDGUY und wo die Hessen sind, sind auch HELLOWEEN und STRATOVARIUS nicht unbedingt fern. Natürlich versuchen STEEL ENGRAVED einen eigenen Stil zu entwickeln, doch gerade die “Vain Glory Opera”/”Theater Of Salvation”-Phase von EDGUY dürfte die Band nachhaltig geprägt haben. Songs wie “Dead Of Night” oder “Godspeed” gehen gut ins Ohr, kommen flott aus den Boxen und sind durchdacht arrangiert. Aber sie sind momentan auch noch zu nah an den Originalen und besitzen zu wenig eigene Identität (beispielsweise im Refrain des Titeltracks). Seinen Teil hierzu trägt auch Sänger Marco Schober bei, der das Vibrato seiner Stimme ähnlich gerne und penetrant einsetzt wie Tobias Sammet. Ich frage mich echt, warum Marco Schober so viel auf das Vibrato setzt.
Dabei kann er doch wesentlich mehr mit der Stimme, wie man bei einem Song wie “Black Gold” deutlich hört. Hier streift er bei den hohen Passagen sogar Ralf Scheepers-Niveau und schwimmt sich auch ansonsten stimmlich etwas frei. Gerade dieser Track zeigt aber auch, dass STEEL ENGRAVED anders können, als die oben genannten Vorbilder neu zu interpretieren. Die Nummer hat VICIOUS RUMORS-Flair (ob das wohl an Produzent Geoff Thorpe liegt?) und ist mit Abstand die beste der Scheibe. Hier erkennt man, dass die Band die Fähigkeit hat, ihre Einflüsse gelungen in ihren eigenen Stil einzubauen. Davon hätte ich mir mehr Stücke auf “On High Wings We Fly” gewünscht. Zudem hätten STEEL ENGRAVED gerne auf die belanglose Ballade “Forever Lost” verzichten können. Die passt zwar in den Kontext der Platte (europäischer Power Metal), ändert aber auch nichts an der Tatsache, dass es in diesem Genre nur eine handvoll wirklich gelungener Balladen gibt, die nicht vor Kitsch triefen. “Forever Lost” gehört leider nicht dazu.
Nun aber genug gemeckert, denn “On High Wings We Fly” ist kein schlechtes Album. Man kann das Potential der Band erkennen und wenn sie etwas von EDGUY-Sound weggehen, ist da durchaus noch Luft nach oben. So kann das zweite Album der Niederbayern aber leider noch nicht aus der Masse herausragen. Sechs Punkte mit Tendenz nach oben.
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