Das Trio STEARICA aus Turin ist seit knapp zehn Jahren unterwegs und dürfte der heißeste Geheimtipp Italiens seit langem sein. Deren zweites Album „Fertile“ handelt von Aufbruchstimmung, Neubeginn, Revolution, Frühling und dem Leben selbst, das alles vertont in einem energetischen, instrumentalen Mix. Hier wird nicht lange gefackelt, „Fertile“ fegt wie ein Orkan aus den Boxen, baut sich vor dem nichts ahnenden Hörer auf, trommelt sich auf die Brust und brüllt „ICH BIN SUPER!“. Dagegen wirkt man selbst ganz klein. Mit Hut. Und man kann nicht viel mehr machen, als stramm zu stehen und ehrfürchtig zu salutieren. Denn was STEARICA hier abgeliefert haben, ist der Wahnsinn.
Die einzelnen Stücke legen eine unglaubliche Dynamik an den Tag und strotzen nur so vor Charakter. STEARICA hauen auf „Fertile“ einen eruptiven Höhepunkt nach dem anderen heraus und wirken dabei wie eine Einheit. Es gibt keinen Moment, in dem man das Gefühl bekommt, dass es sich hier um den Egotrip einzelner, selbstverliebter Musiker handelt. Der basslastige Sound und diese unverschämten Grooves gehen in Mark und Bein und die zahlreichen und zum Teil sehr subtilen Melodien sorgen durchgehend für eine meterhohe Gänsehaut. Die Turiner machen Lärm, aber das mit Stil und Eleganz. STEARICA haben die eingangs erwähnte Thematik – zu der sie mitunter vom arabischen Frühling und den Protesten in Spanien von 2011 inspiriert wurden – äußerst gut getroffen. Es hält einen beim Hören von „Fertile“ einfach nicht auf den vier Buchstaben. Zum Ende hin wird es dann aber doch noch mal sphärisch, wenn die Platte mit dem vergleichsweise ruhigen „Shāh Māt“ beschlossen wird, das streckenweise an TOOL erinnert. Leider zieht sich der Rausschmeißer etwas, hier wäre weniger mehr gewesen.
„Fertile“ ist ein Album wie ein erfrischender Schlag ins Gesicht, der einen so richtig wachrüttelt. Es erobert den Hörer im Sturm und lässt ihn bis zur letzten Sekunde nicht mehr los. Es transportiert eine Aufbruchstimmung, die nur wenige Alben zu vermitteln imstande sind – und das buchstäblich ohne viel Worte zu verlieren. Die Beiträge von Gastmusikern wie Scott McCloud von GIRLS AGAINST BOYS oder Ryan Patterson von COLISEUM stellen das Sahnehäubchen dieser ohnehin starken Veröffentlichung dar. Wer etwas für experimentelle, kitschbefreite und wie die Sau rockende Klänge übrig hat, dem sei gesagt: Holt Euch diese Platte, Ihr werdet es nicht bereuen!
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