Stealing Axion - Moments

Review

Die US-amerikanischen Modern/Progressive-Metaller STEALING AXION legen mit „Moments” ihr Debüt vor. Dass der Vierer bei den Aufnahmen mit Acle Kahney (TESSERACT) zusammengearbeitet hat, schlägt sich merklich in den elf Tracks nieder: neben hörbaren Melodic-Metal-Einflüssen geht es auf „Moments“ teilweise sehr progressiv zu Werke. Krumme Zählzeiten, verfrickelte Djent-Riffs und ein latenter Hang zum Halbtonschritt – für Liebhaber von Bands wie DEVIN TOWNSEND PROJECT, MESHUGGAH, TEXTURES oder eben TESSERACT bieten die vier Mannen aus Tacoma im Nordwesten der USA das volle Programm. Klar, dass da die dicken 8-Saiter-Klampfen auf dem Promo-Pic nicht fehlen dürfen.

Beim ersten Durchlauf fällt zunächst positiv auf, dass es bei der Abmischung gelungen ist, „Moments“ mit einem zwar transparenten, aber nicht allzu klinischen Sound auszustatten. Vor allem die Drums klingen – verglichen mit vielen anderen artverwandten Veröffentlichungen – erfreulich natürlich.

Beim Opener „Mirage Of Hope“ geht es zunächst noch verhältnismäßig straight zu Werke, das Fundament bilden hier das abgestoppte Eingangsriff, der rhythmisch-dominierte Strophenpart und die relativ geradlinig eingesetzten Clean-Vocals. Beim folgenden „Solar“ tritt dann der TESSERACT-Einfluss zum ersten mal sehr deutlich zutage, vor allem beim Strophenpart dürften die Briten Pate gestanden haben. „Everything Or Nothing“ erinnert im Anschluss mit seinem griffigen Hauptriff entfernt an MESHUGGAH, noch deutlicher scheint der Einfluss allerdings bei „Collapse“ durch, wo auch von Gesangsseite her versucht wird, denn großen Schweden zu huldigen. Das anschließende „47 Days Later“ wiederum weiß mit seiner coolen Bass-Line zu gefallen.

Warum „It’s Too Late Now“ den Weg auf die Platte gefunden hat, bleibt allerdings weniger schlüssig – die ruhige Nummer tendiert fast schon in Richtung klassischer Progressive Rock – und wirkt irgendwie wie der verkrampfte Versuch, eine Quoten-Ballade in die Tracklist zu mogeln. Vor allem stimmlich können die US-Amerikaner hier an einigen Stellen nicht wirklich überzeugen. Und auch das mit kryptisch-brachialem Riff beginnende „Sleepless“ entwickelt sich recht schnell zur eher unspektakulären Füllmasse.

Die abschließenden „Moments Part 1“ und „Moments Part 2“ kann diesen Durchhänger im Anschluss allerdings wieder wettmachen: Die beiden Tracks klingen wie eine schräger Mix aus STRAPPING YOUNG LAD und THE FACELESS und können mit interessanten Ideen und abwechslungsreichem Songwriting punkten. Beide Songs zusammen ergeben übrigens bereits über 20 Minuten Spielzeit – anderen Bands wäre das allein wahrscheinlich schon eine EP wert gewesen.

STEALING AXION sind sehr fähige Musiker und haben ein grundsolides Debüt vorgelegt. Es bleiben aber zwei Baustellen: Erstens klingt mir „Moments“ an zu vielen Stellen zu sehr nach den offensichtlichen Vorbildern – hier fehlt es (noch) an der nötigen Eigenständigkeit, ohne die man im Modern-/Djent-Segment eine ziemlich kurze Lebenserwartung haben dürfte. Zweitens ist die Platte mit 76 Minuten viel zu lang – hier wäre es unter Umständen besser gewesen, auf eine halbe Stunde Material zu verzichten und dafür wirklich nur die überzeugenden Ideen auf die Platte zu nehmen. Dann wäre auch eine höhere Bewertung locker drin gewesen. Alle Progressive-/Mathcore-Liebhaber sollten STEALING AXION aber unbedingt mal antesten.

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21.09.2012

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