Statetrooper - The Calling

Review

Da steht der kleine Humphrey Bogart mit seinem Dackelblick auf nem Kasten Bier, um Ingrid Bergmann zu knutschen. Das Bild hab ich jedenfalls ständig vor Augen, wenn ich mir den zweiten Track dieses Output namens „Casablanca“ reinpfeife. „Spiel’s noch einmal, Sam!“ordert die gute Ingrid… und nicht nur Sam, sondern auch die Briten Statetrooper gehorchen; nur haben sie sich dafür gleich 17 Jahre Zeit gelassen; solange liegt das Debütalbum der Combo um ex – Michael Schenker Group – Fronter Gary Barden nämlich schon zurück.

Dabei spielen die Jungs auch in Schwarz-Weiß, will sagen, sie zocken Musik wie vor 17 Jahren, nämlich erdigen, bodenständigen und melodiösen (Schmuse) Hard Rock in der Schnittmenge von Ufo, MSG, Kiss und auch Bon Jovi. Das heißt, das Genre wird nicht im Ansatz neu erfunden, dafür ist Spaß am Spiel und der Mucke Trumpf. Dumm nur, dass die Herren sich ab und an selbst ein Bein stellen. So kommt der Refrain zum besagten Casablanca-Track derart oberflächlich und schnulzig daher, dass nicht nur eingefleischten Grindcorefans Blut und Eiter aus den Ohren laufen. Dazu gesellen sich sehr ärgerliche Belanglosigkeiten und eine gewisse Austauschbarkeit mancher Songs (vor allem die Balladen wie „Love Lies Bleeding“ sind größtenteils Grütze). Trotzdem sind ein paar echte Perlen mit feinen Hooklines auf der gut produzierten Platte vertreten, die für die schwächeren Songs entschädigen.

Das gut nach vorne losrockende „D.O.A“. oder das ein klitzekleines bisschen in Alice Cooper Richtung schielende „I’m Alive“ machen ne Menge Laune und wissen aufgrund des guten Songwritings zu überzeugen. Bardens Stimme ist ein weiterer Pluspunkt, der aber wohl zu erwarten war. An „Marionettes“ werden sich die Geister scheiden … der prächtig gestaltete Titel kommt nämlich mit einem Pfeif-Chorus daher, der gewiss nicht wenigen sauer aufstoßen wird. Mir gefällt der „abgepfiffene“ Song aber trotzdem – kann man prima mitpfeifen, wenn man im Auto auf der Landstraße gemächlich kreuzt. Statetrooper haben also den Ruf zu den Instrumenten gehört – leider nur mit einem Ohr.

Aber das wird bestimmt besser, wenn der nächste Longplayer folgt, auf dem dann womöglich einer der Tracks „African Queen“ heißt … und dann werden wir Bogie sogar in Farbe vor uns sehen!

27.08.2004

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