Im Brutal Death Metal leben wir bereits seit Jahren am Zenit. Extreme sind ausgereizt und Attribute wie schneller, brutaler und expliziter funktionieren nur noch im Ansatz. Dass man als junge Band auch seine Nische in der Mitte finden kann, ohne das Genre neu zu erfinden, sondern einfach eine packende, innovative Mischung aus dem besten der Szene macht, zeigen STABBING aus Houston.
STABBING – Dynamik, Brutalität, Death Metal
Nach Gründung im Jahre 2021 und dem Release der „Ravenous Psychotic Onslaught“-EP legt der gemischte Vierer hier ein Album nach, das sich gewaschen hat und die EP klar in den Schatten stellt. Während der Vorgänger noch auf Tempo setzte, gibt es auf „Extirpated Mortal Process“ mehr Tiefe: Coole Midtempo-Parts und abgrundtiefe Slam-Ausbrüche werden gelungen mit technisch versierten Passagen kombiniert und machen das Album zu einem rundum spannenden Hörereignis.
Die Ansätze von der EP sind weiterhin spürbar, aber STABBING haben in jeder Hinsicht zugelegt. Vor allem im Songwriting geht es trotz brutaler Schlagseite weitaus abwechslungsreicher zu, als man im ersten Moment vermuten mag oder wie es die Genre-Gangart suggeriert. Der Opener „Inhaling The Dead“ wirkt mit leichter Stampfnote fast noch zögerlich und zurückhaltend und darf als klares Understatement der Platte gewertet werden. Denn mit „Razor Wire Strangulation“ geht es danach sofort in die Vollen. Nicht ohne Grund wurde die Nummer bereits als Vorab-Single ausgekoppelt. Für Freunde technischer Spielereien hat die Truppe ebenfalls genug Kniffe eingebaut, ohne Limits aufzubrechen. Ein Song wie der Titeltrack dient als gutes Beispiel: Verspielt technisch, aber nicht ausschließlich im Dauerschnellfeuer und ohne die Mainriffs aus den Augen zu verlieren oder an Härte einzubüßen.
Im weiteren Verlauf zeigen die Texaner, dass sie keineswegs die x-te Neuauflage von Bands wie DEEDS OF FLESH und Co. sind. Bei aller Urgewalt schaffen sie es, jeden Song mit individueller Note zu versehen und „Extirpated Mortal Process“ durchweg auf einem hohen Spannungslevel zu halten, so dass die Platte in ihrer knapp halbstündigen Spieldauer zu keinem Augenblick abfällt. Die mit Dynamik gepaarte Brutalität in Kombination mit einer druckvollen Produktion und divers gehaltenem Songwriting macht auch nach dem hundertsten Durchlauf noch Laune.
Extirpated Mortal Process – in der Kürze …
STABBING haben sich mit ihrem Debütalbum klar in die Königsklasse des Brutal Death Metal katapultiert. Eine Mischung aus Technik, Einfachheit, musikalischer Finesse und nuancierter Produktion machen „Extirpated Mortal Process“ zu einem anhaltend intensiven Hörerlebnis, das in diesem Jahr seinesgleichen sucht.
Möglicherweise haben wir einfach unterschiedliche Vorstellungen von Nuancen, ist deren Kram hier m.E. weder besonders gut geschrieben, noch gut produziert. Das unerträglich monotone Gegurgel ist viel zu präsent im Mix und zwei, drei merkwürdige Licks sorgen mitnichten für Wiedererkennungswert und schon gar nicht für Abwechslung. Wer Bock auf was gutes hat, zieht sich die Spanier Wormed rein und lässt sich vom hier gegenständlichen Gerumpel nicht blenden.
Der Song taugt mir erstmal, gefällt mir aber ich würde denke ich keine 9 Punkte geben.
Aber verdammt! Danke für die Tipp Clutch. Ich habe bei Wormed reingehört in die neuste EP, alter das klingt so fett!
Och danichfür. Gern.
Schön, dass die sehr guten Wormed hier Erwähnung finden, aber wieso gerade unter diesem Album, ist mir nicht ganz klar, sind Wormed doch deutlich technischer und sperriger und klingen bis auf die Vocals komplett anders.
Der verlinkte Song gefällt mir ganz gut. Hier wird zwar nichts revolutioniert, aber so kleine Details wie die Abstimmung der Blasts auf den Gesang im Mittelteil und den Übergang zu dem kleinen groovigen Slam-like Part find ich doch schon ziemlich tasty.
Natürlich klingt der BD von Wormed anders, aber grundsätzlich bleibt es das gleiche Genre und war nicht als unmittelbarer Vergleich gedacht 😉. Das hier bleibt für mich dennoch bestenfalls Durchschnitt und mitnichten eine 9 Punkte Platte.
08/15 standard mit einem schlagwerk, dass wie omas pisseimer klingt. Da gibt es weit besseres!
@Clutch
Dann hab ich dich missverstanden. Mit der Antwort kann ich leben 😉
Vorneweg, es ist vermutlich die erste BDM Scheibe, die ich dieses Jahr gehört hab und ich bin durchaus angetan. Schlagzeug kommt variabel und im Vergleich zu vielen anderen Bands durchaus abwechslungsreich daher. Hier und da hab ich manchmal das Gefühl, dem Drummer geht bei den längeren Blastparts die Puste aus und ist am draggen und die Doublebass klingt unsauber gespielt, kann aber auch an meinen Ohren liegen. Ansonsten wechseln sich Blast und groovige Tanzparts schön ab, sodass einem über die Spielzeit nicht langweilig wird. Dass der Gesang monoton ist, ist natürlich richtig, stört mich persönlich aber nicht. Und auch bei der Produktion hab ich nichts zu meckern. Kommt schön organisch aus den Boxen und ist definitiv besser als bei Alben anderer BDM Bands, die ich mal spaßeshalber zum Vergleich hab laufen lassen. Wenn man das Album für das nimmt, was es ist, ist es durchaus gelungen und Freunde von Cephalotripsy, Consumed oder Devourment kommen sicherlich auf ihre Kosten. Wer mal eine überragende und variable Sängerin hören möchte, greift besser zu Cerebral Bore und wer sich am liebsten gleich direkt mit der besten BDM Kapelle auseinandersetzen möchte, greift zu Defeated Sanity mit dem alles überragenden Lille Gruber. Und damit endet das Namedropping.
Drumming und Gesang auf Dauer zu eintönig, Produktion eher mau, Songwriting ok,…
Mehr als 6/10 ist bei mir nicht drin.
Siehste, in Sachen DS sind wir uns einig, wobei ich noch die Griechen Kronos gelistet hätte, die zwar keinen Slam, aber nun einmal tollen BD spielen. Dem Stabbing Trommler muss ich zu gute halten, dass er es für nötig erachtet die Snare auf absolut hörbar zu stimmen und die Teppich Albernheiten so vieler Slam Bands der Gegenwart nicht mitzumachen. Mit den Timingoroblemen kann ich leben, da die Energie stimmt. Die Bassistin höre ich im Mix null.
Kronos waren natürlich ebenfalls überragend, das ist richtig! Die „Hellenic Terror“ ist vllt sogar mein fav. BDM Album. Für meinen Geschmack würd ich sogar noch Disavowed in den Ring werfen, aber bei denen scheiden sich die Geister. Generell bin ich aber was aktuelle BDM Outputs angeht, ziemlich raus. Hab der Musik relativ schnell den Rücken gekehrt, als die ganzen Slam Bands wie Pilze ausm Boden geschossen kamen und bin dann eher bei dem technischen Stuff wie ihn Spawn Of Possession, Visceral Bleeding oder Odious Mortem gespielt haben, hängen geblieben. Von demher war das jetzt ganz interessant mal wieder in was neues reinzuhören und vllt mal aufzuarbeiten
Addendum: Kronos waren Franzosen! Hatten nur griechische Themen! *klugscheiß*
Mir gefällts. Ich finde der Stil hat eine gewisse Songwirkung, fast schon Meditatives. Man kann sich wunderbar reinfallen lassen, in das DM Mahlwerk. Mal sehen ob es auch über’s ganze Album hinweg zieht. 8 P. tendentiell.
Yep☝️ Franzosen! Mein Fehler. Ich bin im Moment ziemlich auf Soreption.
Disavowed sind die Macht 🤜🤛. Robbe hatte auch mal n büschen ProgDeath mit Obsidian am Start. Muss ich mir mal weder geben.
Von Obsidian haben mich seiner Zeit die unglaublich hässlichen Albumcover und die eher zurückhaltenden Reviews abgehalten reinzuhören, aber wenn du die hörenswert findest, müsst ich das vllt mal nachholen.
Die Soreption hab ich auch in meiner erweiteren Topliste für dieses Jahr! Ganz starkes Teil!
Er hat ne überraschend starke Singstimme ☝️