Die Prämisse der EP „Iceberg Phantasia“ von SRAAL, einem Death-Metal-Projekt aus dem Friedberger Grenzgebiet zu Frankfurt, klingt einerseits zeitgemäß nach grünem Zeigefinger, bietet zugleich aber die Grundlage für einen möglichen, geschmackvollen Thriller. Demnach versetzt das Sujet dieser EP den Hörer in die Perspektive eines Eisbären, der angesichts der durch den Klimawandel immer weiter schmelzenden Polkappen immer verzweifelter nach Nahrung sucht und einen regelrechten Groll gegen die Menschheit entwickelt. Wollen wir der Sache doch mal auf den Zahn fühlen und schauen, ob dabei ein „Cocaine Bear“ oder doch etwas ernsteres bei rumkommt.
Bei SRAAL wird der grüne Zeigefinger geschwungen …
Lars Stauder ist der Kopf hinter SRAAL und schickt seine Marke nach einigen Instrumental-EPs nun erstmalig mit eigenem Gesang ins Rennen. Und dieser ist gar nicht mal so verkehrt, auch wenn es zugegeben ein wenig Eingewöhnung einfordert. Man denke an eine vergleichbare Intonation irgendwo zwischen Anders Fridéns elektrisierten Goblin-Schreien und Peter Tägtgrens Gefauche und dann ist man ungefähr dort angekommen, wo Stauders Timbre beheimatet ist. Überdies hat er sämtliche Gitarren sowie den Tieftöner eingespielt und sich bei der Instrumentierung lediglich an der Schießbude von Fabian Dührssen unterstützen lassen. Das ist gleich doppelt beeindruckend, wenn man bedenkt, dass die Marschrichtung zuvorderst modern angehauchter Tech-Death ist.
Der (nicht so) heimliche Star der Show sind die Gitarren, die ständig im Geschehen herumtanzen, ohne die schweren Grooves von Dührssen jedoch auszustechen. Das ganze kommt durchgehend mit ordentlich Druck aus den Boxen und aktiviert die Nackenmuskulatur zur rhythmischen Gymnastik. Die Riffs haben wirklich ordentlich Fleisch auf den Rippen, trotz ihrer enormen Agilität, und die Leads segeln nur zu gerne über dem Geschehen hinweg, wenn sie nicht gerade elegant drunter durch tauchen. Zu richtig epochalen Höhen steigt hier „Polar Winter“ auf, was die Gitarrenarbeit angeht. Das klingt stellenweise so, als hätten die „Diluvium“-OBSCURA ein paar Pfunde zugelegt – was natürlich im positiven Sinne gemeint ist.
… doch dafür gibt es auf „Iceberg Phantasia“ auch kräftig und technisch auf die Ungewaschenen
Durch den weitestgehenden Verzicht auf größere Hooks ist „Iceberg Phantasia“ zugegeben nicht das zugänglichste Werk unter der Sonne, sodass man einige Rotationen benötigt für den vollendeten Genuss. Und erwähntermaßen kann der Gesang Geschmackssache sein. Aber mit einer ziemlich zünftigen Produktion unter der Kiste, die längst nicht nach klinischer Weichspülung sondern nach Offroader durchs Gemüse klingt (ironisch angesichts des Hintergrunds der Platte), ist diese EP eine amtliche Leistung des Herrn Stauder, auf die man auf jeden Fall das ein oder andere Ohr werfen sollte.
Ahhh grüner Eisbär Öko Death Metal.Danke Merkel!
Und die hat jetzt genau was hiermit zu tun?
Don’t feed the troll.
Ah okay. Danke für die Warnung. Ich kenn den Typen noch nicht 😉
Aber offensichtlich macht er sich hier direkt einen Namen. Auch gut. 😀