Spock's Beard - The X Tour - Live

Review

Die Amerikaner von SPOCK’S BEARD sind eine unangefochtene Größe in Progressive-Rock-Szene. Mittlerweile kann man sie aber wohl auch durchaus als Stehaufmännchen bezeichnen. Nach dem Abgang von Fronter Neal Morse vor zehn Jahren, hatten viele nicht damit gerechnet, dass sich die Band schnell wieder fangen würde und auch ohne ihren ehemaligen Kopf gute Alben veröffentlichen konnte. Im November letzten Jahres verkündete dann Sänger/Drummer/Gründungsmitglied Nick D’Virgilio seinen Abschied und man darf gespannt sein, wie die Band diesen Verlust kompensieren wird. Mit “The X Tour – Live” veröffentlichen SPOCK’S BEARD jetzt also das letzte Album auf dem D’Virgilio zu hören ist.

Wie der Name schon sagt, wurde dieses Doppel-Live-Album während der Tour zur letzten Platte “X” aufgenommen. So enthält die erste CD dann auch das komplette Material des letzten Albums. Auf CD zwei befinden sich vier Klassiker der Band plus zwei Soli. Wer SPOCK’S BEARD kennt, weiß natürlich, dass man musikalisch ganz erlesene Kost serviert bekommt. So sind das Schlagzeugsolo von Tourdrummer Jimmy Keegan (u.a. SANTANA) und das Keyboard/Piano-Solo von Ryo Okumoto durchaus hörenswert und auch durchdacht arrangiert. Doch hätte man, meiner Meinung nach, an dieser Stelle noch ein, zwei weitere Stücke spielen können. Dafür kann die Band mit aktuellen Nummern wie “Jaws Of Heaven”, “Edge Of The In-Between” oder “The Emperor’s Clothes” punkten. Die Stücke zeigen Progressive Rock in Vollendung und dürften jedem Prog-Jünger wohlige Schauer über den Rücken laufen lassen. Die Songs sprühen vor Ideen und belegen, dass es sich bei “X” um eines der besten SPOCK’S BEARD-Alben der jüngeren Vergangenheit handelt. Trotz aller Musikalität vergessen die Amerikaner aber den roten Faden, der die Stücke zusammen hält, nicht. Zudem gehen die Lieder trotz ihrer progressiven Ausrichtung immer gut ins Ohr, was ja auch längst nicht jeder Prog-Band gelingt.

Das Material des neuen Albums wird natürlich mit viel Applaus bedacht. Was das Publikum aber wirklich kann, hört man wenn die Band die Klassiker “The Doorway”, “On A Perfect Day”, “Thoughts” und das unverzichtbare “June” spielt. Irgendwie hat man das Gefühl, dass sich auch das Publikum mehr Klassiker gewünscht hätte. Gerade die Klassiker sind das Salz in der Suppe eines jeden Konzerts und für meine Begriffe hätte man “X” nicht komplett spielen müssen. Aber das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau.

Trotzdem muss man festhalten, dass “The X Tour – Live” nur etwas für Fans ist, die alles ihrer Lieblingsband im Regal stehen haben müssen. Neueinsteiger legen sich besser Alben wie “Day For Night”, “V” oder das opulente Konzeptalbum “Snow” zu. Im Gesamtkonzept SPOCK’S BEARD funktioniert “The X Tour – Live” natürlich. Die Songs sind gut, die Stimmung dem Anlass entsprechend, nur hätte die Band gerne mehr Klassiker zum Besten geben dürfen.

16.03.2012
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