Spock's Beard - Live

Review

Der letzte Live-Release von SPOCK’S BEARD liegt noch nicht weit zurück, da schieben die spiel- und veröffentlichungsfreudigen Amerikaner gleich das nächste Dokument ihrer livehaftigen Spielkunst nach. Parallel zur gleichnamigen CD-Ausgabe steht eine DVD-Version im Laden, aufgenommen im niederländischen Zoetermeer im offensichtlich für Liveaufnahmen sehr beliebten Club „De Boerderij“.

Das Konzert fand im Mai des letzten Jahres anlässlich der Europatour der Barden statt. Dass dabei ihr selbstbetiteltes, aktuelles Studioalbum im Vordergrund stand, versteht sich von selbst, dennoch schafft man es, sämtliche Schaffensperioden abzudecken. Bei dem rund zweistündigen Gig (was für SPOCK’S BEARD nicht wirklich lang ist) werden Optik und musikalischer Anteil wunderbar miteinander verschmolzen, die Lightshow ist dezent, aber passend, das Bild gestochen scharf und die Kameraführung angenehm entspannt. Wie gewohnt fahren die verrückten Amis mit einer Armada an Instrumenten auf, die Bühne bietet gerade noch genug Platz für Ryo’s Keyboards und die beiden Drumkits, die zum einen von Jimmy Keegan und zum anderen von Tausendsassa Nick D’Virgilio bedient werden, zumindest wenn letzterer mal gerade nicht singt, die Saiten zupft oder am Keyboard rumhaut. Überhaupt lebt eine SPOCK’S BEARD-Show – und diese ist keine Ausnahme – von der einzigartigen Performance der Band, die eben ganz Prog-Rock-untypisch den Schalk im Nacken sitzen hat. Wenn Ryo auf seinen Keys rumturnt, Alan mit den Knien auf dem Boden rumrutscht, Gastdrummer Jimmy sich im Stagediving versucht oder Nick seine Grimassen schneidet bleibt kein Auge trocken. Nur Dave Meros ist stoisch wie eine Statue. Na ja, der Mann ist Bassist, was will man da anderes erwarten… Nick hat sich im Laufe der Zeit in seine Rolle als „Ersatz“ für den ewig unerreichbaren Neal Morse reingesteigert und überzeugt nicht nur mit seiner Show, sondern auch mit seinem Gesang.

Wer das letzte Album der Band besonders mochte, darf sich auf passionierte Darbietungen von u.a. dem Epos „As Far As The Mind Can See“, dem Opener „On A Perfect Day“ oder dem vertrackten „Skeletons At The Feast“ freuen. Immer wieder genial ist das vom „V“-Album stammende „Thoughts (Part 2)“ oder der brillante (aber leider viel zu kurze) Zugabenteil mit „The Water“. Auch ein Stück von Alan Morse’s Soloalbum ist vertreten („Return To Whatever“) und beim herrlichen Drumduell zwischen Nick D’Virgilio und Jimmy Keegan bleibt kein Auge trocken, während das beschauliche Keyboardsolo von Ryo eher langweilt. Die Mischung der Setlist ist den Jungs jedenfalls hervorragend gelungen.

Soundtechnisch ist die „Live“-DVD mit Stereo- sowie Surroundsound ausgestattet; der Dolbysound ist zwar ganz ordentlich, doch da ist noch ganz schön Luft nach oben. Bei solchen Technikern wie den Jungs von SPOCK’S BEARD hätte ich mir einen etwas differenzierteren Sound gewünscht, die Möglichkeiten, die ein Surroundsound bieten kann, werden jedenfalls bei weitem nicht ausgereizt. Am enttäuschesten jedoch ist das völlige Fehlen von Bonusmaterial (eine Fotogallerie ist kein Bonus, das guckt sich doch eh keiner an). Keine Ahnung, was man sich dabei gedacht hat, unterstreicht dies jedoch meine These, dass DVDs bzw. Liveveröffentlichungen im Allgemeinen schon lange nichts mehr Besonderes darstellen, sondern mittlweile mehr und mehr zur Stangenware verkommen. Dies trifft in diesem Falle aber wirklich nur auf das „Bonusmaterial“ zu, während Progfreunde ihre helle Freude an diesem Gig haben dürften.

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01.07.2008

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