SPITE EXTREME WING aus Genua, Italien waren schon seit jeher bekannt für ihre besonderen Cover, die sich vom Schwarz-Weiß-Standard anderer Black Metal-Kapellen abgezeichnet haben. Das war aber auch der einzige Punkt, mit dem die drei Italiener Aufmerksamkeit erhaschen konnten. Denn der rasende, aber auf Dauer auch ermüdende, da wenig innovative, Black Metal war ja nicht so das Gelbe vom Ei. Und was sich bei „Vltra“ optisch als „Terry Pratchett meets Zurück in die Zukunft“ anzubahnen scheint, soll auch der Beilage zufolge musikalisch geboten werden. „Lasst uns weiter zurück gehen.“ Aha, das paradoxe Motto klingt ja interessant. Was bietet also das vierte Album von S.E.W.?
Um es gleich auf den Punkt zu bringen und das Pferd von hinten aufzuziehen: mir blieb nach den 50 Minuten nur ein vages Lächeln und ein Kopfschütteln. „Vltra“ gestaltet sich als eine Mahlzeit, deren Rezept man nicht kennt und auch nicht wissen will. Alles wurde zusammen gemischt. Egal, ob man seinen Status quo ante und persönliche Eigennote verliert oder nicht. Die melodischen Leads wurden beibehalten, auch akustische Passagen wurden zu dem sonst unidentifizierbaren Brei eines schwachen Songwritings hinzugefügt. Mit Unterstützung der „Uffta-Uffta“-Beats, wie auf „Non Dvcor, Dvco“, die sich auf „Vltra“ zusammen eher nach epischen und melodischen Folk-Hymnen anhören, gibt es dazu 70er-Jahre-Rock, Punk á la MISFITS und sogar THE BEATLES‘ „Helter Skelter“ wurde nicht vor einem Cover verschont. Man muss nicht hinzufügen, das solch ein Klassiker kein billiges Remake benötigt. Zwar hören sich die Einflüsse spannend und experimentell an, aber die Songs sind bei weitem zu lang und die Hauptriffs werden zu oft wiederholt. Es variert zwar noch hier und da, aber die meisten Songs dienen wohl eher als Füller. Sollte man irgendwoher kennen, wenn man schon die vorherigen Werke von S.E.W. kennt.
Was man auf „Non Dvcor, Dvco“ noch getrost als Black Metal bezeichnen konnte, guckt nur ein wenig aus dem dumpfen und schwammigen Soundgewand heraus, was ja auch nicht gleich schlecht sein muss. Industrial, den es noch auf „Kosmokrator“ zu hören gab, wurde gänzlich dem Erdboden gleichgemacht. Würde ja auch nicht zu einer Reise, die sich eher an vergangenen Perioden orientiert, passen. Allerdings, Metamorphose des BM, multi-individuelle Einflüsse und Musikalität hin oder her, das hat hier alles kein Gesicht. Da hilft es auch nicht, dass „Vltra“ mit Equipment und Technik aus den frühen Siebzigern aufgenommen wurde, um die musikalische Reise zu den Wurzeln soundtechnisch zu unterstreichen. Musikalische Wandlungen gab es schon zu Genüge und im Gegenteil zu S.E.W.s „Vltra“ sehr erfolgreich.
Getreu dem Motto „What you see is what you get“ kann man „Vltra“ getrost ignorieren, wenn man nicht auf Misch-Masch auf mittlerem Niveau steht. Demnach ein sehr schwaches Lebe-wohl-Album, da dies das letzte Lebenszeichen von der Black Metal-Seite SPITE EXTREME WINGs sein wird.
Und wieder mal ein Review, das der Verfasser lieber hätte bleiben lassen sollen… Was die Mannen hier leisten, ist schier unglaublich. Ein Gänsehaut Song jagt den anderen. Und das in einem perfekten Soundgewand.
Ich kann nicht verstehen, was der Rezensent gehört hat. Wenn man die Sachen nur mit halben Arsch hört, kommt solches Gewäsch bei raus. Vltra ist die wahre Ausgeburt an Melodien, tolles Bassspiel, rasende Drums, interessante Ideen und eine tatsächlich würdige Beatles Coverversion. Eine leider viel zu wenig beachtete Band, die mit Vltra ihr Opus Magnum vollführt!