



„Deathwestern“ aus dem Jahr 2022 konnte hier bereits ganz passabel abschneiden. Der Saloon ist stickig, die Atmosphäre verraucht, ungewaschene Cowboys streiten sich um das letzte Pokerspiel oder den nächsten Drink. Ein vorsichtiges Rütteln an den tragenden Wänden verrät: Pappmaschee und im Whiskeyglas schwimmt auch nur Apfelsaft. Wir sind eben in Las Vegas. Und das ist gar nicht mal so despektierlich gemeint, wie es vielleicht klingen mag, doch SPIRITWORLD spielen eher oberflächlich mit dem Wilden Westen, schaffen es aber alleine durch das plakative Anreißen auch mit ihrem dritten Album „Helldorado“ zu überzeugen.
Nevadas Disneyland
Stu Folsom und seine Gefolgschaft beginnen auf „Abilene Grime“ mit einem verschrobenen Song zwischen Hillbilly-, Schnaps- und Knarrenatmosphäre, bevor sich der wesentliche Inhalt von SPIRITWORLD durchbeißt. Und das ist eine prollige Mischung zwischen Hardcore und klassischem Thrash Metal, der rifftechnisch schon beißend an SLAYER erinnert. Zwischendurch bricht das Quintett aber immer mal wieder aus und schafft zum Beispiel mit der Powerballade „Bird Song Of Death“ und dem darauffolgenden vor extremer Cheesyness triefendem „Prayer Lips“ gänzlich zu überraschen. Auch wenn dieser Stilbruch nicht jedem gefallen mag, das macht „Helldorado“ besonders.
Bei den stilechten Songs wie „No Vacancy In Heaven“ oder „Waiting On The Reaper“ hat so zweifellos die kompositorische Feder von Jeff Hanneman Pate gestanden, dass die Originalität ganz schnell wieder dahin ist. Ärgerlich ist das aber nur, wenn man sich an dieser Stelle auch über diese Tatsache echauffieren will, denn Spaß macht die gallige Mischung zwischen punkiger Moderne und SLAYER-Worshipping dann schon. Bei „Oblivion“ gibt es dann noch einen harschen Gesangsbeitrag von Sgah’gahsowáh (BLACKBRAID), der das Ganze etwas auflockert, bevor „Annihilism“ zum Ende hin wieder mit Akustikgitarren aus dem Rahmen bricht.
Galliges Worshipping
Wie schon seine Vorgänger, ist auch „Helldorado“ ein Album, das vor allem eines macht: Spaß. Dass auch der dritte Wurf des Kollektivs aus Nevadas Disneyland konzeptionell mehr Schall und Rauch ist, kann unter diesen Voraussetzungen absolut verschmerzt werden und der „Bird Song Of Death“ ist etwas für die Sommermonate mit einer Pulle Bier am See.
28:38 Minuten Laufzeit? Darf man das überhaupt noch Album nennen? Nur noch ein bisschen kürzer und es passt auf eine Seite einer 12″-Schallplatte.
Reign In Blood ist auch nur 17 Sekunden länger. 🤷
Der neue Track gibt auf jedenfall Einblick in eine spannende Entwicklung auch wenn die Slayer Vibes immer noch stark vorhanden sind.
Bin gespannt auf mehr!
Die haben ja sowas extrem sympathisch prolliges. Ist schon ziemlich geil.