SPIRITUS MORTIS konnten sich bisher mit jedem Album verbessern. Zuletzt wurde dies vor allem Sänger Albert Witchfinder (ex-REVEREND BIZARRE) zugeschrieben, der auf den letzten beiden Alben zu hören war. Doch auf „The Great Seal“ feiert Kimmo Perämäki (ex-CELESTY) seinen Einstand am Mikro.
Konstanten an den Saiten
Zunächst hat dies nicht viel zu bedeuten. Die Weiterentwicklung der finnischen Doom-Metal-Band, die immerhin schon seit 1987/88 unterwegs ist, wird vor allem von den beiden Konstanten an den Saiten getragen. Die Brüder Teemu Maijala am Bass und Jussi Maijala an der Gitarre standen schon immer eher für die rockig-bluesige Seite des Zeitlupen-Riff-Genres, verbunden mit epischen Momenten.
Diese Mischung ist früher nur bedingt aufgegangen, wirkte zu gezwungen und manchmal auch deplatziert. Erst mit „The God Behind the God“ (2009) glückte die Verbindung vollends. „The Year Is One“ (2016) ging einen Schritt weiter und verzichtete zugunsten einer erhabenen, entrückten Melancholie weitestgehend auf simplen Rock.
SPIRITUS MORTIS kehren auf den endlosen Friedhof zurück
Mit „The Great Seal“ finden SPIRITUS MORTIS wieder zu ihren Wurzeln zurück. Daran mag der neue Mann am Mikro seinen Anteil haben, der emotional und abwechslungsreich alles Schlechte auf der Welt beklagt, aber nicht die Bodenhaftung verliert. Dazu walzen Bass und Gitarre angenehm unaufgeregt durch die endlosen Gräberfelder. Die musikalische Genialität zeigt sich in diesem Fall durch saubere Arrangements und eine dichte Atmosphäre, die mit wenigen Mitteln erzeugt wird.
Gesang und Stimmung erinnern dabei an das erste CANDLEMASS-Album. Das „The Great Seal“ schubst nicht hinaus in die Weite, sondern lädt in die überraschend gemütliche Krypta ein. Der überwältigende Weltschmerz weicht dem ganz persönlichen Drama, der schwermütigen Reise ins Ich, die zwar schmerzhaft sein kann, aber eben auch vertrautes Territorium darstellt.
„The Great Seal“ klingt vertraut und einladend
Dass SPIRITUS MORTIS sich mit diesem Album ebenfalls vollends selbst finden, ist mit jeder Note zu hören. „The Great Seal“ wirkt wie aus einem Guss und selbst ein knackiger Rocker wie „Visions of Immortality“ fügt sich nahtlos zwischen den langen bitteren Hymnen ein. In diesem Punkt ähneln die Band, um noch einen Vergleich zu bringen, THE GATES OF SLUMBER.
Bei den diesjährigen Doom-Awards dürften die Finnen also sehr wahrscheinlich vorne mitmischen. Doch selbst dann, wenn das Publikum anders urteilt, können sich SPIRITUS MORTIS gewiss sein, sich wieder einen Schritt weiterentwickelt zu haben – ein sehr gutes Album ist dabei auch noch rausgekommen.
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